Hast Du Dir schon einmal überlegt, wie in aller Welt der Kopf eines Babys, der bei der Geburt durchschnittlich 34 cm Umfang hat, durch den engen Geburtskanal passt? Die Lösung dieses Rätsels lautet: An den Fonantellen schieben sich die Schädelplatten des Babys zusammen, sodass der Umfang sich verkleinert. Was genau eine Fontanelle ist und was sie Dir auch nach der Geburt über die Entwicklung Deines Babys verrät, erfährst Du hier.
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Was ist eine Fontanelle?
Eine Fontanelle ist eine weiche Stelle am Kopf eines Babys, an der die Schädelplatten noch nicht miteinander verwachsen sind. Die Fontanelle besteht aus häutigen Schichten, ohne dass darunter oder darüber knöcherne oder knorpelige Schichten zu finden sein. Die Platten des Schädels grenzen also noch nicht vollständig aneinander.
Ein Baby hat bei der Geburt insgesamt sechs Fontanellen, zwei davon mittig auf dem Kopf. Die bekannteste ist die große Fontanelle (Stirnfontanelle). Sie ist rautenförmig und etwa 2 x 2 cm groß. Sie befindet sich oben auf dem Kopf und ist bei den meisten Babys sehr lange und deutlich zu sehen.
Die kleine Fontanelle (Hinterhaupts-Fontanelle) befindet sich am Hinterkopf. Daneben gibt es noch vier weitere, seitliche Fontanellen.
Weil diese weichen Stellen bei der Geburt und lange danach noch nicht verknöchert oder verknorpelt sind, können sich bei der Geburt die Schädelplatten zusammen- bzw. übereinander schieben. Das Köpfchen des Babys verformt sich vorübergehend, gewinnt aber schon kurz nach dem Durchqueren des Geburtskanals die vollständige Größe zurück.
Aber die Fontanellen sind auch in einem anderen Zusammenhang sehr wichtig: Sie sorgen dafür, dass der Kopf eines Babys weiter wachsen kann und somit das Gehirn ausreichend Platz hat.
Der Schädel ist also durch die offenen Nähte formbar – das hat auch einen Nachteil. Bei einseitiger Belastung kann sich der Kopf in den ersten Monaten bzw. Jahren noch stark verformen. Wenn ein sich Baby z.B. aufgrund eines KISS-Syndroms oder einer “Lieblingsseite” beim Liegen überwiegend auf dieselbe Seite dreht, kann sich der Kopf einseitig verformen.
Auch der berüchtigte flache Hinterkopf, der vom vielen Liegen auf dem Rücken entsteht, hat hier seine Ursache. Weil es dadurch zu einer veränderten Belastung der Halswirbelsäule kommt, haben solche Kinder als Erwachsene oft Probleme. Solche Schädelverformungen sollten daher auch behandelt werden. Manchmal hilft auch ein spezielles Babykissen gegen den platten Hinterkopf.
Außerdem ist die große Fontanelle auch mit ein Grund, warum über den Kopf eines Säuglings so viel Wärme verloren geht.
Wann ist die Fontanelle zugewachsen?
Die große Fontanelle braucht etwa zwei Jahre, um sich vollständig zu schließen. Sie wird aber im Verlauf der Monate immer kleiner.
Die kleine Fontanelle am Hinterkopf verschließt sich bereits nach etwa zwei bis drei Monaten, das heißt sie wird von knöchernen bzw. Knorpelstrukturen überwachsen. Die vier Seitenfontanellen brauchen etwa bis zum ersten Geburtstag, bis sie verwachsen sind.
Wenn eine Fontanelle geschlossen ist, nennt man sie Schädelnaht. Eine Fontanelle bei Erwachsenen gibt es nicht.
Es kann auch vorkommen, dass eine Fontanelle zu früh geschlossen wird. Diesen vorzeitigenVerschluss der Fontanelle nennt man vorzeitige Verknöcherung oder Kraniosynostose. Eine Kraniosynostose kann als Begleitsymptom verschiedener Syndrome beim Neugeborenen auftreten. 2011 wurde eine Studie veröffentlicht, die belegt, dass Rauchen in der Schwangerschaft das Risiko für eine solche Fehlbildung des Schädels erhöht.
Wenn die Verknöcherung des Schädels zu früh einsetzt – teilweise schon im Mutterleib – führt das wahrscheinlich zu Problemen. Je nachdem, welche Fontanellen wie früh geschlossen sind, findet ein kompensatorisches Wachstum statt, durch das der Schädel asymmetrische oder ungewöhnliche Formen annehmen kann. Im schlimmsten Fall ist eine Operation der Schädelplatten nötig, um dem wachsenden Gehirn Platz zu machen.
Wenn sich die Fontanelle zu langsam schließt, steckt meist irgendein Mangel dahinter, zum Beispiel ein Mangel an Vitamin D (Rachitis). Auch dieser sollte behoben werden.
9 Fakten, die Du über die Fontanelle wissen musst
Nach der Geburt kann Dir die Stirnfontanelle, die ja sehr groß und gut sichtbar ist, Aufschluss geben über den Gesundheitszustand Deines Babys. Deshalb solltest Du ruhig ab und zu einen Blick darauf werfen.
Wenn alles in Ordnung ist, kannst Du im ersten Lebensjahr an der Fontanelle das leichte Pulsieren des Blutes sehen oder fühlen. Sie ist weder stark eingedrückt, noch steht sie stark hervor.
1. Wenn die Fontanelle eingesunken ist, dann kann das ganz simpel daran liegen, dass Dein Baby sitzt. Wenn sie allerdings stark und auch im Liegen eingefallen ist, deutet das auf einen Flüssigkeitsmangel hin. Im Zweifel solltest Du lieber einen Arzt aufsuchen, denn Dehydration kann für Babys sehr gefährlich sein.
2. Ist die Fontanelle ausgebeult, steht also nach außen, so kann das zunächst daran liegen, dass Dein Baby liegt. Wenn die Stirnfontanelle auch im Sitzen nach außen gedrückt wird, kann das auf starken Druck im Schädelinneren hindeuten. Vor allem nach einem Sturz oder wenn sich Dein Baby den Kopf stark gestoßen hat, ist das ein Warnsignal.
3. Eine ausgebeulte Fontanelle kann aber auch ein Anzeichen für Fieber oder andere Erkrankungen sein. Bei einer Hirnhautentzündung zum Beispiel erhöht sich ebenfalls der Druck im Schädelinneren und die Fontanelle wölbt sich nach außen. Ebenso kann eine dauerhaft nach außen gedrückte Fontanelle ein erstes Anzeichen für einen sich bildenden Wasserkopf sein.
4. Wenn sich der Druck im inneren des Köpfchens erhöht, zum Beispiel bei einer Hirnblutung, kann die Fontanelle das nicht nur signalisieren, sie vermindert auch den Druck, indem sie sich nach außen wölbt.
5. Außerdem erlaubt die Fontanelle eine recht unkomplizierte Untersuchung des Gehirns per Ultraschall. So kann nicht nur eine Gehirnblutung, sondern auch andere Anomalien schnell entdeckt werden.
6. Hast Du aus Versehen etwas fester auf die Fontanelle gedrückt, machst Du Dir vielleicht Sorgen oder Vorwürfe. Aber auch wenn das kleine Wesen so zart und zerbrechlich scheint, Babys sind robuster, als man manchmal denken würde. Auch die samtig weichen Stellen an den Fontanellen sind zwar nicht durch Schädelplatten, aber durch starke Bindegewebsschichten geschützt. Streicheln, Bürsten oder ein leichter Druck macht Deinem Baby also nichts aus. Natürlich solltest Du trotzdem vorsichtig sein, mit der Fontanelle, aber auch mit dem Rest des Köpfchens.
7. Ist die Fonantelle straff, gibt also auch auf leichten Druck nicht nach, ist das ein Hinweis auf eine Entzündung. Du solltest einen Arzt aufsuchen.
8. Hat Dein Baby sich die Fontanelle gestoßen, hat das nicht unbedingt Folgen. Beobachte einfach, ob sich eine Beule bildet und geh im Zweifel zum Arzt.
9. Ist die Fontanelle zu klein, ist das häufig eine rein subjektive Empfindung der Eltern. Besorgniserregend ist eine kleine Fontanelle nur, wenn der Kopf nicht mehr weiter wächst, denn dann kann es sich um eine vorzeitige Verknöcherung handeln (s.o.). Deshalb wird das Wachstum des Kopfumfangs und auch die Fontanelle bei jeder U-Untersuchung vom Kinderarzt untersucht.
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