Wenn Dein Baby sich mit Bauchschmerzen oder Blähungen plagt, steht eine Empfehlung schnell im Raum: Fencheltee fürs Baby. Ich habe unserem Sohn nie Fencheltee angeboten, sondern ihn stattdessen gestillt. Warum das bei Kleinen Babys genau das Richtige ist, warum auch Flaschenkinder keinen Fencheltee bekommen sollten und ab wann Fencheltee wenn überhaupt sinnvoll ist, erklärt Dir dieser Artikel.
Themen des Beitrags
Die angebliche Wirkung von Fencheltee
Zunächst einmal stellt sich die Frage, wie wirkt Fencheltee?
Welche (angeblichen) Vorteile hat es überhaupt, dem Baby Fencheltee zu geben?
Vorteile
Positive Eigenschaften, die Fencheltee bei Babys nachgesagt werden
Zunächst einmal schmeckt Fencheltee leicht süßlich, dadurch wird er von Kindern oft gut angenommen.
Nachgesagt werden dem Wirkstoff aus den Fenchelsamen eine beruhigende Wirkung, die auch beim Einschlafen helfen soll.
Als Arzneitee soll er außerdem bei Erkältung, Husten und Kopfschmerzen helfen. Für Babys wird er vor allem eingesetzt bei Bauchschmerzen und Blähungen. Die ätherischen Öle im Fenchelsamen sollen die Verdauung fördern und krampflösend wirken.
Nachteile
Die eben genannten Vorteile hören sich erst einmal toll an. Allerdings konnten in einer klinischen Studie an der Universitätskinder- und Jugendklinik Rostock im Jahr 2000 keine dieser positiven Wirkungen auf die Verdauung nachgewiesen werden. Auch andere Untersuchungen liefern zweifelhafte Ergebnisse.
Unter Umständen könnten die Phytoöstrogene, die im Fencheltee enthalten sind, sogar unerwünschte Wirkungen.
Vielleicht wird auch deshalb geraten, Tee für Säuglinge bei Blähungen nur in Maßen anzuwenden? Bei zu viel Fencheltee bekommt ein Baby erst recht Bauchschmerzen – der Wirkstoff hat also nicht nur positive Auswirkungen. Und ob Du Deinem Baby mit Fencheltee bei Bauchschmerzen überhaupt hilfst, ist nicht gesichert.
6 Gründe, warum Fencheltee gefährlich und schädlich fürs Baby ist
Wenn Du überlegst, Deinem Baby Fencheltee zu geben, solltest Du ebenso folgende potentiellen Nachteile und Nebenwirkungen kennen:
- Unerwünschte Nebenwirkungen von Fencheltee als Arneimittel bei möglicher Wirkungslosigkeit gegenüber Verdauungsbeschwerden.
- Auslösen von Bauchschmerzen
- Möglichkeit der Wasservergiftung bei größeren Mengen.
- Mögliche Saugverwirrung bei Tee aus dem Fläschchen.
- Auffüllen des Magens und so weniger Kalorienzufuhr – Gedeihstörung
- Teilweise Pestizide in Fencheltee nachgewiesen
Fencheltee im Test
In entsprechenden Tests im Labor werden immer wieder Pestizide auch in Babytees nachgewiesen. Auf Nummer sicher kannst Du mit diesen beiden Produkten gehen, die 2017 von der Ökotest mit “sehr gut” bewertet wurden:
Baby-Bäuchleintee von Lebensbaum
Hipp Bio-Fencheltee
Ab wann dürfen Babys Fencheltee trinken?
Laut Expertenmeinung sollte ein Baby erst Tee bekommen, wenn es 6 Monate alt ist. Denn in dieser Zeit sollte ein Baby nach Empfehlung der WHO voll gestillt bzw. ausschließlich mit Milchersatznahrung gefüttert werden. Das bedeutet, in den Magen Deines Babys sollte im ersten halben Jahr nichts anderes gelangen als Muttermilch oder nach Packungsanweisung angerührte PRE-Milch.
Wenn Du Deinem Baby Fencheltee geben möchtest, dann ist die Frage, ab wann das angebracht ist. In den meisten Fällen wird wohl nichts Schlimmes passieren, wenn Dein Baby Tee ab Geburt erhält.
Ab wann Fencheltee für Stillkinder?
Vor allem Stillberaterinnen empfehlen, dass Babys bis zum 6. Monat ausschließlich Muttermilch trinken sollen und distanzieren sich ganz ausdrücklich von der Gabe zusätzlicher Flüssigkeit (dazu gehören auch Wasser und Tee). Diese enthalten keine Kalorien oder Nährstoffe, füllen aber den Bauch und befriedigen das Saugbedürfnis eines Babys. Dadurch nimmt es wahrscheinlich weniger Milch auf und ist womöglich nicht ausreichend mit allem versorgt, was es braucht.
Ein gesundes, voll gestilltes Kind benötigt außerdem weder Tee noch Wasser und auch keine Arzneimittel, was Fencheltee ja im entfernteren Sinne ist.
In Muttermilch ist alles enthalten, was das Bäuchlein und der Körper eines Babys zum Bekämpfen von Baby-Schnupfen, Erkältungen und Auflösen von Verdauungsproblemen benötigt.
Wenn Dein Baby trotz Stillen von der Wirkung der Fenchelsamen profitieren soll, kannst auch einfach Du selbst den Tee trinken. Als Alternative kannst Du auch einfach Fenchelsamen kauen. Der Wirkstoff geht dann in die Muttermilch über und Du kannst beobachten, ob er eine Wirkung bei Blähungen oder Verdauungsbeschwerden entfaltet.
Ab wann Tee für Flaschenkinder?
Babys, die mit Milchersatznahrung gefüttert werden, sollten diese analog zur Muttermilch bekommen. Das heißt, auch sie brauchen keine andere Flüssigkeit als Milch. Tee kann, wie Wasser, in größeren Mengen zu einer sogenannten Wasservergiftung bei Babys führen. Das kann zum Beispiel auch passieren, wenn Babys dauerhaft stark gestreckte, also nicht nach Anweisung angerührte, Flaschenmilch bekommen.
Manchmal liest man auch von der Möglichkeit, das Milchpulver bei Blähungen mit Fencheltee anzurühren. Wenn Du davon wirklich Gebrauch machen möchtest, mische nur ganz wenig Fencheltee bei und verwende ansonsten Wasser. Insgesamt ist von diesem Vorgehen aber abzuraten.
Ab 6 Monaten auch Tee anbieten
Spätestens mit 6 Monaten, wenn das Kind auch Beikost bekommt, sind sich die Experten aber einig: Jetzt darf das Baby auch Tee bekommen. Denn zusätzlich zur festen Nahrung braucht es auch Flüssigkeit.
Geh aber sicher, dass Dein Baby nicht zu viel Fencheltee trinkt und ihn gut verträgt. Im Zweifel kannst Du ihn einfach in kleinen Mengen ausprobieren und sehen, ob die erwünschte Wirkung einsetzt.
Bei einem gesunden Baby ist stilles Wasser stets das empfohlene Getränk zur Beikosteinführung. Spar Dir am besten auch das Geld für sogenanntes Babywasser.
Lies außerdem: Ab wann dürfen Baby Wasser trinken?
Fencheltee richtig zubereiten fürs Baby
Wie mache ich Fencheltee fürs Baby?
Wenn Du aber an die positive Wirkung von Fencheltee glaubst, solltest Du folgende Punkte beachten:
- Der Tee darf nicht zu heiß sein.
- Du solltest den Fencheltee fürs Baby verdünnen bzw. nur sehr kurz ziehen lassen.
- Der Tee muss ungesüßt sein.
- Stillkinder sollten in den ersten 8 Wochen nicht aus dem Fläschchen trinken, sondern aus einem Becher oder vom Löffel.
- Gib Deinem Baby keinesfalls mehr als 30-50 ml Fencheltee pro Tag.
- Achte auf die Qualität des Tees (Schadstofffreiheit)
Alternativen zum Fencheltee bei Blähungen und Bauchschmerzen
Statt Fencheltee zu geben, kannst Du auf verschiedenste andere Methoden zurückgreifen, um Deinem Baby bei Blähungen, Verstopfung oder Bauchschmerzen zu helfen:
- Fliegergriff
- Stillen
- Stillberatung aufsuchen
- in Tragehilfe tragen (Tragetuch oder Babytrage)
- Bauchmassage mit Kümmelöl
- Kümmelzäpfchen
- “Fahrradfahren” auf dem Wickeltisch
- Fußreflexzonenmassage
- Osteopathie
Tatsächlich kann auch falsches Stillen zu Bauchschmerzen und Blähungen führen. Wenn Dein Baby falsch angelegt ist, schluckt es vielleicht zu viel Luft. Auch zu viel Milch in der Brust kann zu Beschwerden führen. Am besten, Du kontaktierst zu diesem Thema eine Stillberatung.
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