Im Mutterleib sind Babys über die Nabelschnur noch bestens versorgt und wir Mütter müssen uns keine Sorgen machen, ob sie genug Nahrung aufnehmen. Doch sobald die Kleinen auf der Welt sind, beginnt genau das: Die Sorge, ob das Baby genug trinkt. Mein Baby trinkt nicht – allein die Vorstellung löst in mir schon Stress aus.
Dieser Artikel fasst zusammen, woran es liegen kann, dass Dein Baby nicht mehr ordentlich trinkt und was Du tun kannst, wenn Dein Baby nicht genug oder gar nicht trinkt – egal, ob an der Brust oder aus der Flasche.
Themen des Beitrags
Baby trinkt nicht: Ursachen
Auch wenn ich selber das folgende Video nicht gut gemacht finde, hat es auf jeden Fall ein paar gute Ansätze, um zu überlegen, woran es liegen könnte, warum das Baby nicht trinken will. Schau es Dir ruhig kurz an, es dauert keine 2 Minuten.
Eine der häufigsten Ursachen dafür, dass ein Baby nicht trinkt, sind wahrscheinlich falsche Erwartungen der Eltern. Denn wie viel Milch genau Dein Baby an welchem Tag braucht, kann Dir niemand sagen – außer Dein Baby selbst. Du solltest Dich also frei machen von irgendwelchen Tabellen mit empfohlenen Trink-Mengenangaben oder Stillzeiten. Ein gesundes Baby trinkt, wann und so viel es braucht.
Dass es genug getrunken hat und satt ist, erkennst Du nicht an der getrunkenen Menge, sondern daran, dass Dein Baby zufrieden und gesund ist. Wenn es in seinem eigenen Tempo an Gewicht zunimmt, eine rosige und zarte Haut hat und regelmäßig wach und zufrieden ist, gibt es absolut keinen Grund zur Sorge.
Wenn Dein Baby nicht an Gewicht zunimmt und nicht so gut trinkt, sollten Deine Alarmglocken läuten. Sobald Dein Baby aber offensichtlich Hunger hat bzw. Nahrung braucht und trotzdem nicht trinkt, kommen verschiedene Ursachen in Frage, je nachdem, wie alt Dein Baby ist und wie Du es ernährst – also ob Du stillst oder mit dem Fläschchen fütterst.
Stillen: Baby trinkt nicht gleich nach der Geburt
Wie der Großteil der Mütter heute, hast Du Dir vielleicht vorgenommen, Dein Baby zu stillen. Mir wurde mein Sohn nach der Geburt in einem stillfreundlichen Krankenhaus auf den Bauch gelegt und wenige Minuten später erklärte mir die Hebamme, wie ich ihn richtig anlege. Bei uns hat es problemlos geklappt, aber natürlich ist das nicht immer so.
Wenn Dein Neugeborenes Probleme hat, an der Burst zu trinken, kann das zum Beispiel anatomische Ursachen haben: Anatomische Besonderheiten wie ein verkürztes Zungenbändchen oder Lippenband, ein asymmetrischer Kiefer oder ein hoher Gaumen kommen in Frage, wenn Dein Kind von Anfang an Probleme beim Stillen hat. Was im einzelnen Fall zu tun ist, kann Dir Deine Hebamme oder Arzt sagen.
Wenn Du Schlupf- oder Hohlwarzen hast, bekommt Dein Baby die Brustwarze vielleicht nicht richtig zu fassen. Dieses Problem kann durch Stillhütchen oder Herausholen der Brustwarze mit einer Milchpumpe rasch behoben werden. Sprich einfach mit Deiner Hebamme.
Auch falsches Anlegen kann dafür Sorgen, dass Dein Baby nicht trinkt. Denn wenn es nur die Spitze der Brustwarze im Mund hat, kann es nicht richtig saugen. Stattdessen sollte möglichst viel vom Warzenvorhof mit in den Mund genommen werden, sodass Dein Baby mit der Zunge bzw. dem Gaumen die Milch ausstreichen kann.
Manchmal handelt es sich aber auch um ganz normale Anpassungsvorgänge nach der Geburt und nichts hilft, außer Zeit. Das Beste, was Du in dieser Situation tun kannst, ist Dein Baby mit direktem Hautkontakt zu verwöhnen. Das gibt ihm Sicherheit und die richtigen Impulse, um endlich zu trinken.
Du kannst in dieser Zeit versuchen, die Vormilch auf einen Löffel auszustreichen und Deinem Baby so zu verabreichen. Diese Vormilch hilft dem Darm Deines Babys, sich auf die Nahrungsaufnahme vorzubereiten. Vielleicht klappt es dann bald von selbst.
Natürlich löst eine solche Situation bei den Eltern und dem Krankenhauspersonal Stress aus. Unter Druck trinkt ein Baby aber wahrscheinlich erst recht nicht und eine eigentlich vorübergehende Anpassungsschwierigkeit kann zu einem Dauerproblem werden.
Schiebe deshalb also Deinem Baby niemals die Brustwarze oder den Sauger in den Mund. Versuche stattdessen lieber, den Suchreflex auszulösen, indem Du eines von beidem an sein Kinn hältst und vorsichtig “anklopfst”.
Wenn Dein Neugeborenes gefühlt nur sehr wenig an der Brust trinkt, ist das nicht unbedingt ein Grund zur Sorge. Möglicherweise ist es einfach satt. Denn am Anfang ist der kleine Magen noch sehr klein und braucht nur wenige Milliliter Vormilch, um voll zu sein.
Wenn Du Dein Baby nicht stillen möchtest und es von Anfang an die Flasche nehmen soll, kommt es vielleicht weniger häufig zu Problemen. Will Dein Baby trotzdem nicht trinken, versuche mal alternative Fütterungsformen wie das Füttern mit dem Löffel oder Becher.
Baby trinkt nicht aus der Flasche
Egal, ob Stillkind oder nicht – manche Kinder sind sehr sensibel, wenn es ums Essen geht. Vielleicht braucht Dein Baby einfach mehr Ruhe und Körperkontakt für die Nahrungsaufnahme, weil es sonst schnell überreizt ist und sich nicht auf Nahrungsaufnahme konzentrieren kann.
Versuch es mal mit festen Orte, führe feste Rituale ein. Auch viel Tragen und Kuscheln kann weiterhelfen, vielleicht auch mit Babytrage oder Tragetuch. Immerhin belegen Studien, dass Babytragen das Stillen fördern.
Wenn Dein Baby bisher gestillt wurde und Du nun umsteigen oder zufüttern willst, dann kann es gut sein, dass es einfach generell die Flasche verweigert. Manche Kinder nehmen nur die Brust, keine Flasche – egal, was drin ist.
Bei anderen dagegen ist einfach nicht “das richtige” drin. Nicht allen Kindern entgehen die feinen Geschmacksunterschiede zwischen den Herstellern von PRE-Milch.
Wenn Du also die Marke gewechselt hast, kann es gut sein, dass Dein Baby darum nicht trinkt. Auch, wenn es die Milch aus der Flasche von Anfang an verweigert, probiere einfach mal eine andere Sorte.
Vielleicht liegt es aber auch am Sauger des Fläschchens, dass Dein Baby nicht trinkt. Denn da gibt es große Unterschiede in Material (Silikon oder Latex), Form, Größe und Öffnung. Ist die Öffnung zum Beispiel groß genug, kommt nur sehr wenig Milch und das Baby ist schnell frustriert. Ist die Öffnung dagegen zu groß, verschluckt es sich und bekommt Angst vor der Flasche.
Baby trinkt nicht beim Stillen
Wenn Dein Kind bereits erfolgreich an der Brust gestillt hat, dann aber plötzlich nur noch nuckelt, kann eine Saugverwirrung vorliegen. Diese kann in den ersten Lebenswochen entstehen, wenn zum Stillen parallel die Flasche oder ein Schnuller gegeben wird. Weil der Saugvorgang an der Brust ein anderer ist, als aus der Flasche, “verlernt” Dein Baby, richtig zu stillen.
Vor allem Frühgeburten oder sehr kleine Babys sind manchmal einfach zu schwach, um an der Brust zu trinken. Dann kann es sein, dass Du vorübergehend oder dauerhaft abpumpen musst oder mit Stillhütchen stillen.
Aber vielleicht ist Dein Baby auch einfach vorübergehend zu müde, wenn es zum Beispiel zum Einschlafen gestillt wird – und trinkt darum viel zu kurz oder gar nicht.
Ein überhungriges Baby ist manchmal schwer zu stillen. Wenn Du als Mutter zu spät reagierst, ist Dein Kind vielleicht schon so aufgebracht und hat sich in Rage gebrüllt, dass es nicht trinken kann.
Auch zu viel Milch kann Probleme machen. Die Brustwarzen sind dann sehr prall, sodass das Baby sie nicht richtig zu fassen bekommt. Auch geschwollene Brustwarzen durch eine Brustentzündung können einen ähnlichen Effekt haben.
Ein übermäßiger Milchspendereflex hat einen ähnlichen Effekt wie ein zu großes Saugloch: Das Baby hat zu viel Milch auf einmal im Mund und kommt mit Schlucken nicht hinterher. Folge ist, dass es die Brustwarze wieder loslässt, vielleicht weint und künftig die Brust verweigert, weil es Angst hat.
Plötzliche Brustverweigerung
Wenn Dein Stillkind plötzlich von einem zum anderen Moment die Brust komplett verweigert, spricht man von einem Stillstreik bzw. der Brustschimpfphase. Das ist eine vorübergehende Phase, in der ein Säugling plötzlich für bis zu 6 Wochen die Brust verweigert bzw. kurz nach dem Anlegen weint und schreit. Meist versucht es das Baby noch einige Male, mit immer demselben Ergebnis.
Oft passiert das um den 3. Monat herum, wenn sich Brust und Milchspendereflex der Mutter leicht verändern. Die Brust ist dann weicher und die Milch fließt nicht mehr so wie vorher. Das Baby muss sich mehr anstrengen und ist vielleicht frustriert über die neue Situation. Manchen Kindern hilft es dann, die Still-Situation stark zu verändern, also zum Beispiel im Herumgehen zu stillen, im Freien oder sogar im Halbschlaf. Wenn es durch andere Faktoren abgelenkt ist, lernt das Baby vielleicht schnell wieder, dass die Brust eine unkomplizierte Nahrungsquelle ist.
Andere Ursachen können Zahnen, eine Mittelohrentzündung oder Erkältung sein. Vielleicht schmeckt auch Deine Milch anders als sonst? Bestimmte Lebensmittel wie Knoblauch können den Geschmack von Muttermilch verändern. Vielleicht riecht die Brust auch anders, weil Du das Duschgel gewechselt oder gerade Sport gemacht hast?
Überprüfe auch mal den Mund Deines Babys. Vielleicht hat es eine Entzündung im Mund oder Mundsoor, was das Stillen schmerzhaft macht. Mundsoor erkennst Du an einem weißlichen Belag auf Zunge und / oder Gaumen, der sich nicht einfach entfernen lässt.
In jedem Fall solltest Du möglichst viele Ursachen in Betracht ziehen und ausschließen. Manchmal hilft trotzdem nur warten. In dieser Zeit braucht Dein Baby natürlich Nahrung. Am besten, Du pumpst die Milch vorübergehend ab und fütterst sie mit dem Fläschchen. Elektrische Milchpumpen kannst Du in der Apotheke gegen Rezept ausleihen. Weil es in solchen Fällen meist schnell gehen muss, kannst Du das Rezept auch nachreichen. Die Pumpe kannst Du dann mindestens vier Wochen behalten.
Baby trinkt plötzlich viel weniger
Wenn Dein Kind plötzlich weniger Hunger hat als sonst, ist das nicht unbedingt bedenklich. Solange er / sie zufrieden ist und gesund aussieht, gibt es womöglich eine ganz einfache Erklärung: Dein Baby befindet sich in einem Entwicklungs- und Wachstumsschub. In dieser Zeit sind viele Babys etwas quengeliger als sonst und trinken weniger.
Auch bei Erkältungen oder Krankheit haben Babys einfach weniger Hunger, das ist völlig normal. Vor allem mit einer verstopften Nase ist das Trinken unheimlich anstrengend. Denn dann muss das Baby immer wieder die Brustwarze bzw. den Flaschensauger loslassen, um zu atmen.
Kind trinkt nicht nach Beikosteinführung
Mit der Einführung fester Nahrung solltest Du Deinem Baby zusätzlich Wasser oder ungesüßten Tee zum Trinken anbieten. Die meisten Kinder nehmen das interessiert wahr und trinken ausreichend genügend Flüssigkeit. Doch manchmal kommt es vor, dass Babys einfach keine zusätzliche Flüssigkeit wollen. Solange sie trotzdem normalen Stuhlgang haben und ihr Urin normal ist, gibt es auch hier kaum Handlungsbedarf. Am Urin von Babys oder auch Erwachsenen merkst Du, dass er / sie zu wenig getrunken hat, wenn er sehr dunkelgelb ist und stärker riecht als normal.
Geh sicher, dass Dein Baby jederzeit Zugang zu einer Flasche oder einem Becher hat und erinnere es von Zeit zu Zeit daran. Wenn das nicht hilft, versuche, dem Babybrei mehr Wasser beizumengen oder viel frisches Obst und Gemüse anzubieten.
Wassermelone oder Gurke enthalten zum Beispiel sehr viel Wasser. Vielleicht hilft es Deinem Baby auch, wenn Du anfangs etwas Milchpulver ins Wasser mischt und diese “Milch” allmählich immer dünner werden lässt.
Auf Dauer eignet sich Milch nicht als Getränk.
Baby trinkt nicht: Wann Du zum Arzt musst
Zusammengefasst gibt es also viele mögliche Gründe, warum Dein Baby nicht trinkt. In jedem Fall solltest Du der Sache möglichst schnell auf den Grund gehen, denn Dein Baby braucht laufend ausreichend Nährstoffe für seine körperliche und kognitive Entwicklung.
Einige naheliegende Maßnahmen kannst Du selbst ausprobieren, andere mit Deiner Hebamme besprechen. Wenn Du allerdings nicht innerhalb von einem Tag eine Lösung findest und Dein Baby gar nichts zu sich nimmt, solltest Du einen Arzt aufsuchen.
Wenn Dein Baby nur ungewöhnlich wenig wiegt und nicht richtig an Gewicht zunimmt, solltest Du Dein Baby gut beobachten.
- Zeigt es Zeichen einer Unterernährung oder Dehydrierung?
- Ist der Urin zu und oder sehr dunkelgelb?
- Hat Dein Baby offensichtlich Hunger und ist unzufrieden, nimmt aber nicht mehr Nahrung zu sich?
- Wirkt Dein Baby lethargisch und müde?
- Hat es Fieber oder starken Hautausschlag?
Sobald Du eine der Fragen mit JA beantworten kannst, solltest Du einen Arzt aufsuchen und die Ursache abklären lassen. Wenn es Deinem Kind offensichtlich gut geht, es munter und zufrieden ist, die Haut rosig und mehrmals am Tag in die Windel macht, gibt es keinen Grund zu übertriebener Sorge.
Sprich trotzdem mit Deiner Hebamme darüber und erwähne das Thema auch bei der nächsten U-Untersuchung. Aber es kann gut sein, dass Dein Baby nicht viel trinkt, weil es einfach wenig Nahrung braucht.
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