Die Beikosteinführung steht bei Deinem Baby bevor und Du möchtest eine Alternative zum klassischen Babybrei anbieten? Dann bist Du hier genau richtig! Denn mit Baby Led Weaning (BLW) darf Dein Kind selbstbestimmt und im eigenen Tempo die Welt der Nahrungsmittel erkunden. Insgesamt ist dieser Weg weitaus stressfreier und weniger durchgeplant als mit Brei nach Beikostplan. Trotzdem gibt es auch hier einige Dinge, die Du vorab unbedingt wissen solltest, um den Start so angenehm und sicher wie möglich zu gestalten.
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Definition: Was ist Baby Led Weaning?
Der Begriff Baby Led Weaning (BLW) stammt von der britischen Hebamme Gill Rapley, die auch ein gleichnamiges Buch verfasst hat. Übersetzt heißt Baby Led Weaning so viel wie “Abstillen im Tempo des Babys” oder “babygeleitetes Gewöhnen an feste Nahrung”. Es geht also um den Prozess, in dem immer mehr Nährstoffe und Kalorien nicht mehr über die Muttermilch bzw. Säuglingsmilch, sondern über feste Nahrung aufgenommen werden.
Grundlage dieser Art der Beikosteinführung ist, dass das Baby nicht von den Eltern gefüttert wird, sondern selber essen darf. Im Deutschen wird es darum häufig als Breifrei bezeichnet. Das bedeutet aber keinesfalls, dass breiartige Konsistenzen nicht erlaubt wären. Es bedeutet lediglich, dass auf das Füttern von Babybrei mit dem Löffel verzichtet wird. Wenn ein Kind selbst mit dem Löffel isst, spricht nichts dagegen. Auch das Beladen und Ablegen von Besteck, damit Babys es selbst zum Mund führen können, ist natürlich kein Problem.
Dabei geht zwar der Begriff, nicht aber der Ursprung des Konzepts auf die Britin Rapley zurück. Denn tatsächlich ist die Babyernährung mit Brei in der Menschheitsgeschichte nicht die Regel. Dass ein Baby bei Gelegenheit einfach geeignete Nahrungsmittel in die Hand gedrückt bekommen oder sich selbst genommen hat und den Rest der Zeit einfach weiter gestillt wurde, scheint eher die Norm gewesen zu sein. Das belegen auch Untersuchungen zur Entwicklung der Kieferknochen. Die weisen nämlich parallel zur Möglichkeit, Brei für Babys zu kochen, häufiger Fehlentwicklungen auf. Baby Led Weaning wurde also nicht “erfunden”, sondern lediglich wiederentdeckt.
Warum liegt BLW so im Trend?
Nun ist ja nicht automatisch alles, was in der Menschheitsgeschichte die Norm war, auch gut. Im Fall von Baby Led Weaning gibt es allerdings gute Gründe für Eltern, diese Ernährungsform zu wählen. Hier einmal die Vorteile von Baby Led Weaning auf einen Blick:
- selbstbestimmtes Essen ermöglicht ein natürliches Sättigungsgefühl
- selbstbestimmtes Essen fördert ein gutes Selbstwirksamkeitsgefühl
- freiwilliges und selbst gesteuertes Essen macht Spaß und ermöglicht ein gesundes, positives Verhältnis zu Nahrung
- Förderung der Kiefermuskulatur und Sprachentwicklung
- Förderung der Feinmotorik (Hand-Mund-Koordination)
- gemeinsame Familienmahlzeiten am Familientisch sind möglich, weil niemand füttern muss
- praktisch, weil extra einkaufen / kochen entfällt
- kostensparend, wenn das Baby vom Familienessen mit isst
BLW ist also Ausdruck einer Art neuen Respekts von dem Baby, das nicht einfach nur nach Plan “gesättigt” werden muss, sondern das auch eigene Vorlieben entwickeln und experimentieren darf. Diese Art der Babyernährung ist also eng verwandt mit dem Ansatz der bedürfnisorientierten Erziehung und dem Stillen nach Bedarf.
Beikostreifezeichen als Grundlage: Wann anfangen?
Im Zusammenhang mit dem Breifrei-Konzept haben sich Empfehlungen für den Zeitpunkt der ersten Beikost entwickelt, die mehr und mehr auch auf das Füttern mit Brei übertragen werden: Ein Baby ist erst reif für feste Nahrung abseits der Milch, wenn es die Beikostreifezeichen erfüllt. Diese sind:
- Das Kind kann den Kopf selbstständig halten.
- Das Baby kann mit wenig Hilfe aufrecht sitzen.
- Das Kind kann mit der Hand Nahrung in den Mund befördern (Hand-Mund-Koordination).
- Der Zungenstoßreflex hat aufgehört.
- Baby zeigt deutliches Interesse am Essen und
- macht deutliche Kaubewegungen, wenn es anderen zusieht.
Unter dem Zungenstoßreflex versteht man eine Art Sicherheitsmechanimus beim Baby: Wenn etwas anderes als Flüssigkeit in den Rachenraum gelangt, wird es von der Zunge automatisch wieder aus dem Mund geschoben. Der Zungenstoßreflex lässt sich gut beobachten, wenn Eltern ihre 3-4 Monate alten Babys mit Brei füttern. Häufig wird das als Spielerei oder Ablehnung des Kindes fehlgedeutet und der Brei gleich wieder zurück geschoben. Tatsächlich ist es aber einfach noch nicht bereit dafür.
In dem folgenden Video kannst Du den Zungenstoßreflex deutlich erkennen, das Baby schiebt den Brei wieder und wieder nach draußen und der Löffel befördert ihn wieder zurück in den Mund. Natürlich bleibt mit dieser Methode auch Brei im Mund und wird hinuntergeschluckt.
Denn mit diesen sichtbaren Beikostreifezeichen hängt auch eine andere körperliche Entwicklung zusammen. Der Darm von Babys muss weit genug ausgereift sein, um feste Nahrung ohne Verdauungsprobleme und Bauchschmerzen aufnehmen zu können. Diese Entwicklung lässt sich von außen natürlich nicht direkt beobachten. Man geht darum davon aus, dass sichtbare Reifezeichen wie die Feinmotorik erst feste Nahrung zulassen, wenn der Magen-Darm-Trakt dafür bereit ist. Das gilt für Fingerfood genauso wie für Breinahrung.
Die meisten Kinder zeigen die Beikostreifezeichen etwa um den 7. Lebensmonat herum, also wenn sie 6 Monate alt sind. Das entspricht auch der Empfehlung der WHO (Weltgesundheitsorganisation), Babys 6 Monate voll zu stillen und dann neben geeigneter Beikost mindestens 2 Jahre weiter zu stillen.
Zähne sind übrigens keine Voraussetzung dafür, feste Nahrung zu essen. Babys haben eine sehr starke Kiefermuskulatur und können ohne Probleme auch mit einem zahnlosen Kiefer Stücke abbeißen und zwischen den Kieferknochen zerquetschen. Nur manche Lebensmittel, zum Beispiel rohe Karotten, eignen sich dafür nicht.
Wie schnell abstillen mit BLW?
Tatsächlich ist das Ziel bei Baby Led Weaning nicht, möglichst schnell abzustillen und die Milchmahlzeiten durch feste Nahrung zu ersetzen. Denn das dauert mit Fingerfood viel länger als mit Brei – auch, weil der Beikostplan vorsieht, eine Mahlzeit nach der anderen zu ersetzen und innerhalb weniger Monate fast abgestillt zu haben. Bei Breifrei dagegen lassen die Eltern ihren Kindern Zeit, d.h. sie dürfen ganz in ihrem Tempo vorgehen. Diese Kinder sind dann selten mit 12 Monaten abgestillt, sondern stillen häufig bis zum 2. Geburtstag und darüber hinaus.
Denn tatsächlich kommt es nicht selten vor, dass Kinder das ganze erste Lebensjahr über sehr kleine Mengen essen und sich weiterhin hauptsächlich von Milch ernähren. Ernährungsphysiologisch spricht nichts dagegen, denn die Muttermilch liefert auch über den Beikoststart hinaus alle wichtigen Nährstoffe für Wachstum und Entwicklung – auch, wenn sich andere Meinungen hartnäckig halten. Trotzdem ist es richtig und wichtig, dass Babys ab Beikostreife regelmäßig in Kontakt mit einer möglichst großen Vielfalt an Lebensmitteln kommen. Denn nur so können sie sich an verschiedene Geschmäcker, Konsistenzen und Texturen gewöhnen und im späteren Leben möglichst abwechslungsreich essen.
Wie anfangen mit Baby Led Weaning?
Das ob und das wann wäre also geklärt. Jetzt fragen sich die meisten: Wie und womit fange ich an?
Die erste Nahrung
Für das allererste Mal eignen sich gesunde, leicht verdauliche Lebensmittel, die sich gut greifen und kauen lassen. Also weiche Obststücke, gedünstetes Gemüse, Nudeln oder Brotstücke.
Wichtig ist, dass es sich um sogenanntes Fingerfood handelt. Denn die Kinder werden ja nicht gefüttert, sondern ihnen wird nur ein Angebot an Nahrung in unmittelbare Reichweite gegeben. Mit Besteck essen lernen Babys frühestens gegen Ende des ersten Lebensjahres, oft weitaus später. Vorher nutzen sie die Werkzeuge, die ihnen zur Verfügung stehen und mit denen sie schon viele Monate geübt haben: Die Hände.
Zunächst können sie damit Gegenstände und Nahrungsmittel in der ganzen Faust aufnehmen. Fingerspitzengefühl oder das Greifen mit einzelnen Fingern (Pinzettengriff) entwickeln sich erst später, selbst das gezielte Loslassen fällt anfangs schwer. Darum ist der Ablauf, wenn Kinder mit den Händen essen, meist folgender: Sie greifen ein Lebensmittel in ihrer Faust und beißen ab, was daraus hervorsteht. Den Rest, der noch in der Faust versteckt ist, lassen sie in aller Regel los, wenn sie etwas Neues greifen wollen. Im Idealfall hat das Essen für Essanfänger also die Form eines geriffelten Pommes: lang, dünn und gut zu greifen.
Gefährliche Lebensmittel kennen
Kennen solltest Du unbedingt die Liste an gefährlichen Lebensmitteln für Babys und Kinder. Denn einige Nahrungsmittel sollten Kinder in den ersten 12 Monaten oder sogar darüber hinaus nicht bekommen. Dazu gehören:
- Honig und Ahornsirup
- rohes Fleisch / roher Fisch / rohes Ei
- Koffein, Teein, Alkohol
Hier findest Du eine Liste ungeeigneter Lebensmittel zum Download.
Essen nach Bedarf
Einen BLW-Plan wie den klassischen Beikostplan wirst Du vergeblich suchen. Es gibt hier keine Vorgaben, zu welchen Uhrzeiten, wie oft oder gar wie viel kleine Kinder essen sollen. Du bietest immer dann etwas zu essen an, wenn ihr als Familie auch esst. Dann setzt Du Dein Baby zu euch an den Tisch – entweder auf den Schoß oder in den Hochstuhl – und legst ihm eine kleine Auswahl an Nahrungsmitteln zurecht, mit der es experimentieren darf. Wenn Du das Gefühl hast, Dein Baby hat zwischendurch Hunger, dann darfst Du jederzeit auch zwischen den Hauptmahlzeiten Snacks anbieten. Bei vielen Familien etabliert sich auf Dauer ein Rhythmus aus fünf Mal essen:
- Frühstück
- Snack
- Mittagessen
- Snack
- Abendessen
Wenn Dein Kind bei einzelnen Mahlzeiten kein Interesse am Essen hat oder nur damit spielt, anstatt viel hinunter zu schlucken, dann ist das völlig in Ordnung. Jedes Kind wird zu seiner Zeit anfangen, nennenswerte Mengen zu sich zu nehmen. Wenn Dein Kind allerdings über viele Monate trotz Beikostreife gar kein Interesse an Essen zeigt und sich nichts in den Mund steckt, solltest Du dem nachgehen. Ansonsten ist es völlig im Rahmen, wenn Essen zwar in den Mund wandert, dort ein bisschen herumgeschoben und dann wieder nach draußen befördert wird.
Ausstattung: Was braucht man für Baby Led Weaning?
Im Prinzip brauchst Du für Baby Led Weaning nichts als ein Stück Essen und Deinen Schoss. Trotzdem gibt es natürlich viele Anschaffungen, die Dir das Leben erleichtern oder einfach Spaß machen.
Hochstuhl
Einen Hochstuhl würde ich auf jeden Fall empfehlen, denn so kannst Du selbst in Ruhe essen und es landet nicht alles auf Dir, was Dein Baby fallen lässt. Schau Dir meinen Hochstuhl Vergleich an und entscheide, welcher für euch am besten passt.
Esslernteller
Die Auswahl an Kindergeschirr, also Tellern, Bechern, Tassen und Trinklernbechern, die nicht so schnell kaputt gehen, ist riesig. Meine Erfahrung ist, dass manche Kinder nichts davon benötigen. Denn je nach Temperament gibt es Kinder, die den Teller einfach am Platz lassen und auch Becher aus Porzellan oder Glas ohne Probleme wieder an ihren Platz zurück stellen. Doch es gibt auch Kinder, wahrscheinlich die Mehrzahl der Essanfänger, die auch das Geschirr und Besteck super spannend finden und von allen Seiten untersuchen. Auch, was passiert, wenn man es vom Hochstuhl wirft, ist höchst interessant. Dann solltest Du tatsächlich in Teller investieren, die dabei nicht kaputt gehen. Auch Teller mit Silikon-Saugring oder Essmatten aus Silikon können die Nerven von uns Eltern schonen, denn sie verhindern ein Hinunterwerfen und Umdrehen komplett.
Achtung: Bitte achte darauf, woraus euer Babygeschirr besteht!
Viele Produkte, häufig auch die süßen Tellerchen aus Bambus, enthalten Melamin und dürfen nicht mit heißen oder säurehaltigen Lebensmitteln befüllt werden, da sich sonst giftige Stoffe herauslösen können. Überprüfe darum Inhaltsstoffe und Herkunft der Teller und Becher.
Unterlage am Boden
Je nachdem, wie pflegeleicht euer Fußboden ist, solltest Du unbedingt bedenken, dass viel Essen und manchmal auf Flüssigkeiten auf dem Boden landen werden. Eine abwischbare Tischdecke oder eine durchsichtige Unterlage für einen Schreibtischstuhl macht euch hier das Leben einfacher.
Lätzchen
Wenn Du in Lätzchen für Baby Led Weaning investierst, lege ich Dir Ärmellätzchen stark ans Herz. Denn die herkömmlichen Babylätzchen, die man einfach nur um den Hals anlegt, sind vor allem für das Füttern von Brei gedacht. Wenn Brei aus dem Mund oder vom Löffel fällt, reicht es aus, den Brustbereich zu schützen. Bei Selberessern ist das eine ganz andere Nummer! Hier findet der ganze Körper Einsatz – je länger und umfassender so ein Ärmellätzchen also ist, umso besser. Es gibt auch immer wieder Eltern, die ihre Babys anfangs einfach nackt essen lassen und sie danach direkt in die Badewanne stecken.
Ist Baby Led Weaning gefährlich?
Nährstoffmangel?
Immer wieder gibt es Schlagzeilen, in denen Kinderärzte oder andere angebliche Fachpersonen den BLW-Trend als “gefährlich” für Kinder bezeichnen. Dabei scheinen ihre Argumente ähnlich “professionell” wie bei den Warnungen vor einer veganen Ernährung für Kinder. Ohne die Ernährung mit Brei, insbesondere mit fleisch- und eisenhaltigem Brei, drohe eine Mangelernährung der so ernährten Kinder. Bisher fehlen jedoch jegliche Hinweise oder gar Nachweise dieser These. Eine Studie an der Universität Glasgow sollte dem nachgehen (Charlotte M. Wright “Baby-Led Weaning Is Feasible but Could Cause Nutritional Problems for Minority of Infants” Science Daily. January 14, 2011.). Leider geht die Studie völlig an der Realität vorbei, denn verglichen wurden Kinder, die mit Brei oder mit fester Nahrung gefüttert und keine weitere Milchnahrung erhalten haben. Das Ergebnis: 6% der Kinder, die ausschließlich feste Nahrung angeboten bekommen hatten, wiesen einen Nährstoffmangel auf. Allerdings handelt es sich dabei nicht um BLW-Kinder, sondern um Kinder, die einfach keine Muttermilch bzw. Säuglingsmilch mehr erhalten hatten.
Eine andere Studie sollte, im Auftrag eines Gläschenherstellers, sollte außerdem nachweisen, dass fleischhaltiger Babybrei den Eisenspiegel bei Kindern erhöht. Ärgerlich für den Auftraggeber: Die Studie ergab, dass egal, wie viel Fleisch der Brei enthielt, dem Baby stand nicht mehr Eisen zur Verfügung stand. Online ist diese Studie heute übrigens nirgends mehr zu finden.
Dagegen spricht die immer größer werdende Zahl breifrei ernährter Kinder, die sich hervorragend und ohne Mangelerscheinungen entwickeln. Natürlich ist die Grundlage einer solchen gesunden Ernährung dieselbe wie auch bei der Breiernährung: Du solltest Dich vorab informieren, welche kritischen Nährstoffe Dein Kind unbedingt braucht und diese ausreichend in das Nahrungsangebot integrieren. Solange Du noch viel stillst, ist es wichtig, dass Du selbst diese Nährstoffe in ausreichendem Maß aufnimmst, um sie über die Milch weiter geben zu können.
Verschluckungsgefahr?
Immer wieder höre ich auch von Eltern, dass sie für Baby Led Weaning nicht die Nerven hätten, weil sie so große Angst hätten, dass ihr Baby sich gefährlich verschlucken könnte. Und tatsächlich sieht das selber Essen bei einigen Babys am Anfang richtig wild aus. Sie würgen, husten und ihre Augen tränen, ihr Kopf wird rot. Allerdings bedeutet nichts davon, dass Dein Baby in Gefahr ist. Der Würge- und Hustenreiz, der hinter all dem steht, ist ein Schutzreflex und verhindert genau das, wovor Du Angst hast: Ernsthaftes Verschlucken mit Erstickungsgefahr.
Bei einem kleinen Baby mit etwa 6 Monaten sind diese Schutzreflexe noch viel stärker ausgeprägt, weil es über weniger Zungenfertigkeit verfügt. Der Würgereiz wird viel weiter vorne im Mund ausgelöst, sodass zu große Nahrungsstücke schnell wieder zum Vorschein kommen und gar nicht in die Speiseröhre gelangen. In den kommenden Monaten “wandert” der Punkt, an dem der Würgreflex ausgelöst wird, immer weiter nach hinten Richtung Rachen. Das bedeutet, dass Kinder jetzt weniger oft würgen und husten, aber eben auch, dass Essen weiter nach hinten gelangt – in eine Region, die viel näher an der Speise- und Luftröhre und damit viel gefährlicher ist. Die logische Konsequenz von Gill Rapley: Kinder, die mit hoher Sicherheitsstufe, also gleich am Anfang der Beikostreife, mit festem Essen üben dürfen, lernen das Herumschieben von Essen im Mund unter mehr Sicherheit.
Tatsächlich bestätigen Studien, dass sich breifrei ernährte Kinder zwar am Anfang häufiger verschlucken als Breibabys (die ja gar nichts festes zu Anfang bekommen), sich dieser Effekt aber nach 8-9 Monaten umkehrt.
In dem folgenden Video siehst Du, wie ein Baby mit Essen im Mund würgt, bis das große Stück Banane wieder zum Vorschein kommt. Danach – und das ist ganz typisch – isst es fröhlich weiter. Wenn wir als Eltern also nicht panisch werden, scheinen diese Situationen für die Kinder gar nicht bedrohlich.
Egal, wie Du Dein Baby also ernährst, gefährlich verschlucken kann es sich in jedem Alter. Sogar Erwachsenen kann das noch passieren. Dass es für Dein Kind gefährlich wird, erkennst Du daran, dass es nicht mehr husten kann, ganz still wird und das Gesicht blau anläuft. Dann ist es wichtig, die richtigen Handgriffe zu kennen und im Idealfall einen Erste-Hilfe-Kurs belegt zu haben.
Außerdem gibt es einige gefährliche Lebensmittel für Kinder, die Du auf keinen Fall geben solltest, um ein Verschlucken zu verhindern. Dazu gehören
- prallelastisches Obst und Gemüse, z.B. Weintrauben oder Cocktailtomaten
- ganze Nüsse bzw. große Stücke von Nüssen
FAQ – Häufige Fragen zu BLW
Ist BLW für alle Babys geeignet?
Gesunde, termingerechte Babys dürfen auf jeden Fall breifrei in die Beikost starten, sobald sie alle Beikostreifezeichen zeigen. Bei Frühgeborenen oder Kindern mit anderen körperlichen oder kognitiven Besonderheiten, solltest Du mit einer Fachperson Rücksprache halten.
Muss mein Kind mit den Händen essen?
Dein Kind darf natürlich jederzeit Besteck benutzen. Allerdings können das die wenigsten ab Beikostreife. Wenn Dein Baby großes Interesse an Besteck zeigt, kannst Du es ein wenig unterstützen, indem Du zum Beispiel Stücke auf eine Gabel spießt und diese dann griffbereit ablegst.
Darf ich Brei und BLW kombinieren?
Streng genommen kann man diese beiden Ernährungsformen nicht kombinieren, weil Baby Led Weaning das Füttern von Brei mit dem Löffel ausschließt. Was aber geht, ist eine Kombination aus Brei und Fingerfood. Du kannst also Brei füttern und parallel etwas in die Hand geben. Dann solltest Du aber sensibel vorgehen und auf die Signale des Babys achten, wann es bereit für den Löffel und konzentriert ist.
Mein Baby mag kein Brei – also Baby Led Weaning?
Wenn Dein Baby den Brei vom Löffel verweigert, kann das verschiedene Ursachen haben. Zunächst solltest Du prüfen, ob alle Beikostreifezeichen (s.o.) erfüllt sind. Wenn nicht, ist es vermutlich einfach noch nicht bereit für den ersten Brei. Ansonsten kannst Du es einfach mal mit Fingerfood versuchen, in vielen Fällen möchte das Kind dann viel eher essen – oder sich zumindest damit beschäftigen. Einige Babys sind auch sehr früh aufmerksam dafür, ob sie dasselbe auf den Teller bekommen wie der Rest der Familie.
Wie mache ich Baby Led Weaning im Restaurant?
Unterwegs und vor allem in Restaurants möchte man natürlich nicht so eine Sauerei machen wie zuhause. Immerhin müssen andere das dann wieder wegputzen. Trotzdem kann Dein Baby einfach mitessen – dann eben Lebensmittel, die weniger kleckern. Im Restaurant werden im Falle von Kindern auch jederzeit Sonderwünsche erfüllt, zum Beispiel die Sauce von den Nudeln getrennt (zum Dippen) und für Babys darf man auch extra Essen mitbringen.
Weitere Infos und BLW-Rezepte
- Auf Babyled-Weaning.de findest Du kindgerechte BLW-Rezepte und umfassende Informationen zu BLW.
- Auf Instagram findest Du tolle Profile mit BLW-Rezepten, zum Beispiel @julis_superfood oder @claras_familyfood
- Gill Rapley bietet in ihrem Grundlagenbuch alle relevanten Informationen zu BLW
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