In den ersten 12 Lebensmonaten sollten Baby überhaupt keinen Zucker essen. Viele Eltern ernähren ihr Kind im ersten Lebensjahr komplett zuckerfrei und führen Zucker erstmals zum Geburtstag ein. Das geschieht meist in Form eines Geburtstagskuchens.
Ich empfehle Dir, solange wie möglich auf Zucker zu verzichten – auch über den ersten Geburtstag Deines Kindes hinaus. Es gibt so viele tolle Rezepte für einen Geburtstagskuchen, der gänzlich ohne Zucker auskommt.
Themen des Beitrags
Warum Zucker nichts für Babys ist
Zunächst mal: Zucker gehört nicht zu unserer natürlichen Ernährungsweise. Das häufig genannte Argument, dass Kinder sich auch hier selbst regulieren lernen sollen, ist also höchst Zweifelhaft. Insbesondere Industriezucker und künstliche Süße haben neben dem angenehmen Geschmack keinerlei Vorteile für uns. Gerade in Babys‘ Speiseplan sollte sich deshalb kein Zucker wiederfinden. Im Gegenteil: Langfristig gesehen bringt der Verzehr viele Nachteile mit sich. Es besteht die Gefahr, an Folgeerkrankungen zu leiden.
An sich ist Zucker nicht lebensgefährlich, vielmehr geht es um den schädlichen dauerhaften Konsum. Eltern sollten selbst abwägen, welche Vor- und Nachteile überwiegen und den Speiseplan von Babys und Kleinkindern entsprechend anpassen.
Zuckerkonsum nach dem 1. Geburtstag
Die WHO rät für Kinder ab dem 2. Lebensjahr, die tägliche Energiezufuhr durch Zucker auf 10 % des Tagesbedarfs zu beschränken. Langfristig lautet die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation, maximal 5 % der Kalorienzufuhr über Zucker zu decken.
Natürlich ist der Kalorienbedarf nicht so einfach zu ermitteln, denn jedes Baby ist unterschiedlich und verschiedene Faktoren spielen bei der Berechnung eine Rolle. Letztlich ist auch nicht relevant, wie viele Kalorien ein Baby oder Kleinkind konkret benötigt. Aber um das Ganze zu veranschaulichen: Grob sollte die Kalorienzufuhr für ein 1 – 3-jähriges Kind mit ca. 850 kcal/Tag gedeckt sein. 5 % davon sind gerade einmal 43 kcal! Du siehst, das ist nicht viel.
Was genau bedeutet das für den täglichen Speiseplan?
Oftmals ist uns gar nicht bewusst, wo und wie viel Zucker sich in Nahrungsmitteln oder Speisen verstecken. Denn selbst nicht süß schmeckende Lebensmittel wie z. B. Pesto aus dem Glas oder Chips enthalten sehr viel Zucker. Auch das beliebte weiße Toastbrot fällt in diese Kategorie. Es ist schwierig abzuschätzen, wie viel Zucker wir direkt und indirekt in „versteckter Form“ zu uns nehmen. Denn gerade in industriell gefertigter Nahrung befinden sich unterschiedliche Arten von Zucker. Somit wird es für Eltern heikel, den Überblick zu behalten und die 5 % des Gesamtvolumens sind schnell erreicht.
Worin ist überall Zucker enthalten?
Bei selbst gekochten Gerichten kennst Du die Zutaten und hast Einfluss darauf, was Du verwenden möchtest. Auch in naturbelassenen Nahrungsmitteln wie Obst versteckt sich keine Extrasüße. Fertigprodukte oder verarbeitete Lebensmittel hingegen enthalten viel Zucker, den wir als solchen erst einmal nicht erkennen. Dazu zählen:
- Fertigsoßen und Pesto
- Zuckerhaltige Joghurts
- Gebäck
- einige Wurstsorten
- Helles Brot / Brötchen
- dunkel gefärbtes Brot / Brötchen
- Frühstückscerealien
- Müslimischungen
- “Kinderlebensmittel” wie Babykekse oder -zwieback
Du siehst, Zucker ist überall zu finden, nicht ausschließlich in den klassischen Süßigkeiten, wie Lutscher, Schokolade oder Gummibärchen. Deshalb reicht es nicht, nur auf den reinen, weißen Zucker zu verzichten.
Versteckter Zucker in Babynahrung
Die meisten Eltern wissen nicht, dass sogar in Produkten speziell für Babys Zucker enthalten ist – und das finde ich äußerst bedenklich. Kein Wunder, wenn die Kleinen dann den selbst gekochten Brei verschmähen und das Gläschen vorziehen. Babys und Kleinkinder werden bereits an die künstliche Süße gewöhnt, wenn sie industriell gefertigte Babybreie oder Milchmahlzeiten bekommen. Denn in so einigen dieser Produkte ist Zucker zugesetzt. Dieser ist oftmals in anderer Form verarbeitet oder durch andere Worte ersetzt.
Verwendest Du gekaufte Babybreie oder Fertigprodukte, lohnt sich ein Blick auf die Zutatenliste. Die Lebensmittelindustrie verwendet viele Synonyme, wie:
- Saccharose (Kristallzucker)
- Lactose (Milchzucker)
- Glucose (Traubenzucker)
- Dextrose (ältere Bezeichnung für Traubenzucker)
- Fructose (Fruchtzucker)
- Maltodextrin
- Maltose (Malzzucker)
- Süßmolkenpulver
- Süßmolkendicksaft
- Süßmolkensirup
Ist Zucker schädlich fürs Baby?
Die meisten wissen, dass Zucker auf Dauer für uns schädlich ist. Dennoch fällt es oftmals schwer, weitestgehend oder gänzlich auf Zucker im Speiseplan zu verzichten. Gerade aber in der Ernährung von Babys und Kindern sollte er keine große Rolle spielen. Schon hier wird der Grundstein für die Gesundheit Deines Kindes gelegt.
Wie bereits erwähnt ist eine Prise Zucker nicht gefährlich. Wird Zucker allerdings in großen Mengen und regelmäßig konsumiert, hat das Auswirkungen auf die Gesundheit. Der Zusammenhang zwischen vermehrtem Zuckerkonsum und Adipositas (Übergewicht) wurde bereits in mehreren wissenschaftlichen Arbeiten belegt.
Welche negativen Auswirkungen hat der dauerhafte Zuckerkonsum?
Die folgenden Beschwerden sind meist erst mit der Zeit sichtbar. Isst Dein Baby Zucker, werden sich diese Auswirkungen also nicht sofort beobachten lassen. Allerdings gibt es genügend wissenschaftliche Erkenntnisse, die diese Zusammenhänge aufzeigen:
- Karies: Kariesbakterien ernähren sich vorwiegend durch Zucker in der Nahrung. Die Zähne werden dadurch geschädigt und Löcher entstehen schon bei den Kleinsten.
- Geschmackssinn: Ein frühes Einführen von Zucker prägt den Geschmackssinn für Süßes. Auch später werden die Kinder immer wieder auf zuckerige Nahrung zurückgreifen, denn sie sind an diesen Geschmack gewöhnt.
- Sucht: Zucker hat ein hohes Suchtpotenzial, denn im Gehirn werden dieselben Stoffe ausgeschüttet, wie beim Konsum anderer Drogen. Dieses Hochgefühl will der Körper immer wieder herstellen und das Verlangen nach Zucker wächst.
- Verdauung: Im Darm wird das Wachstum von Pilzen gefördert, wenn dieser durch Zucker ernährt wird. Die Darmflora wird aus dem Gleichgewicht gebracht und ernsthafte Erkrankungen wie ein Candidabefall (Hefepilz) können sich manifestieren. Daraus resultieren oftmals Verdauungsprobleme oder schwerwiegende Störungen wie das Leaky Gut Syndrom.
- Immunsystem: Die Infektanfälligkeit bei Kindern mit erhöhtem Zuckerkonsum steigt, denn Zucker hat einen negativen Einfluss auf unsere eigene Körperabwehr. Bakterien und Viren haben es dann einfacher, Infekte auszulösen.
- Diabetes: Wird Zucker über einen langen Zeitraum gegessen, steigt das Risiko, einen Diabetes Typ II zu entwickeln.
- Heißhunger: Einfacher Zucker ist dafür verantwortlich, den Insulinspiegel rasant ansteigen und wieder abfallen zu lassen. Dadurch entsteht das Gefühl der „Unterzuckerung“, welches sich in Form von Heißhungerattacken zeigt.
- Nährstoffmangel: Zwar spüren Kinder ein kurzzeitiges Sättigungsgefühl nach der Aufnahme von Zucker, jedoch werden mit Zucker keine echten Nährstoffe geliefert. Viele sprechen dabei von “leeren Kalorien”. Deshalb ist es wichtig, zusätzlich auch gesunde Lebensmittel zu sich zu nehmen.
- Übergewicht: Zum einen ist der Suchtfaktor nach süßer Nahrung für die erhöhte Kalorienzufuhr verantwortlich. Zum anderen wird durch vermehrtes Essen versucht, den Nährstoffbedarf zu decken. Es werden also zu viele Kalorien aufgenommen. Die Folge ist ein erhöhtes Risiko für Übergewicht. Mittlerweile ist jedes 7. Kind und jeder zweite Erwachsene in Deutschland übergewichtig!
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Folgen einer zuckerreichen Ernährung können Herz-Kreislauf-Erkrankungen im späteren Leben sein.
- Konzentration: Kinder, die übermäßig Zucker zu sich nehmen, sind schlechter in der Schule – dies belegen unterschiedliche Studien.
Zu beachten ist, dass natürlich auch ein zuckerfrei ernährtes Baby oder Kind Karies bekommen kann. Das Immunsystem wird ebenfalls durch andere Faktoren geschwächt. Und ebenso wird nicht jeder, der sich zuckerreich ernährt, an Diabetes erkranken. Dies sind also keine 1:1-Zusammenhänge, sondern statistisch nachgewiesene Wahrscheinlichkeiten. Auf jeden Fall solltest Du wissen, dass der erhöhte und dauerhafte Zuckerkonsum nachgewiesenermaßen einen negativen Einfluss auf die Gesundheit hat.
Warum mögen wir den süßen Geschmack?
Kurz gesagt: Unsere Gene sind schuld! Bereits in unserer Evolution ist die Präferenz nach dem süßen Geschmack verankert. Das hat einen triftigen Grund: Süß bedeutet in der Natur „ungiftig“ und „energiedichtes Lebensmittel“. Hingegen warnen uns bittere und sehr saure Geschmäcker vor ungenießbarer oder giftiger Nahrung.
Diese Veranlagung hat uns das Überleben und Weiterentwickeln der Menschheit in vielen Zehntausenden Jahren gesichert. Biologisch gesehen ist es also durchaus sinnvoll, diesen Vorteil der Nahrungswahl zu nutzen – denn im einem Überfluss wie heute hat es solche Nahrung noch nie gegeben. In der Menschheitsgeschichte waren solche üppigen, energiedichten Nahrungsangebote immer nur vorübergehend vorhanden. Wer viel davon aß, konnte sich stärken und hatte Anderen gegenüber einen Vorteil. Bereits die Muttermilch hat einen süßen Geschmack. Babys lernen, dass süß gleich gut ist und sie von der süßen Milch gesättigt werden. Essen mit süßem Geschmack zu wählen, sichert unser Überleben.
Auch stellte sich durch den Verzehr von zuckriger Nahrung ein klarer Evolutionsvorteil ein: Lebensmittel mit hohem Zuckeranteil liefern dem Körper am schnellsten Energie. Dies war nötig, wenn man z.B. schnell flüchten oder jagen musste.
All dies wurde ausschließlich von der Natur abgedeckt. Später, als Ackerbau, Viehzucht und moderne Lebensmitteltechnologien sich etablierten, wurde unsere natürliche Vorliebe für Süßes zum Problem. Das Angebot an energiereicher, leicht verwertbarer Nahrung wuchs zunehmend. Irgendwann in den letzten einhundert Jahren entstand ein Überangebot, was unsere Gewohnheiten und Prägungen durch den übermäßigen Konsum zum Nachteil werden ließ.
Unnatürlich süße und künstlich gezuckerte Lebensmittel greifen in unsere ursprüngliche Programmierung ein. Heute werden Produkte in den Superregalen durch Zucker, Fette, Salze und andere Geschmacksverstärker so modifiziert, dass sie unserer Vorliebe nach Süßem und Energiereichem entsprechen. Nur fällt der Geschmack dabei künstlich und deutlich intensiver aus.
Dies wiederum hat zur Folge, dass uns der Geschmack von natürlicher Süße aus Früchten oder Milchprodukten nicht mehr ausreicht – es muss der industrielle Zucker her. Diese isolierte Zuckermoleküle finden sich so nicht in der Natur und insbesondere nicht in diesen Mengen wieder.
Selbstbestimmter Umgang mit Zucker: Weiß mein Kind von Natur aus, was es braucht?
Wenn es um das Thema Selbstbestimmung geht, bezogen auf unsere Ernährung, müssen wir die oben genannten Punkte also mit einbeziehen.
Ja, generell kannst Du Deinem Kind vertrauen, dass es weiß, was es braucht.
Kinder haben einen guten Sinn dafür, welche Nährstoffe sie benötigen und was sie dafür essen müssen. Das ist ein Instinkt, der von der Natur so angelegt wurde und uns zugutekommt.
Aber: Mit dem Industriezucker in der Nahrung gilt dieser Vorteil nicht mehr. In Obst und Gemüse finden sich neben natürlicher Süße auch Nährstoffe, Ballaststoffe und Fasern, die sättigen. Reiner Industriezucker liefert diese Bestandteile nicht und führt dazu, sich nicht mehr ausgewogen zu ernähren. Äßen Kinder komplett selbstbestimmt, würden sie besonders auf Lebensmittel mit viel Zucker zurückgreifen. Die Menge an Zucker wäre viel zu hoch. Dies verfälscht den angeborenen Mechanismus, sich gesund zu ernähren – auch wenn sie sicherlich trotzdem noch andere Lebensmittel zu sich nehmen würden.
Das bedeutet also, dass wir Eltern unsere Kinder – bei aller Selbstbestimmung – davor schützen müssen. Und das, in meinen Augen, so lange wie möglich. Denn die Ernährungsgewohnheiten, die wir ihnen in den ersten Lebensjahren beibringen, werden sie ein Leben lang begleiten. Wenn sie also in späteren Jahren vorübergehend auf viel Zucker zurückgreifen, verursacht das viel weniger Schaden als im Kindesalter.
Was tun, wenn das Kind nach Süßem fragt?
Kinder verlangen nach dem, was sie kennen oder ihnen vorgelebt wird. Hat das Kind keine industriell hergestellten Süßigkeiten probiert, wird es auch nicht danach fragen. Viel mehr lohnt es sich an, von Anfang an für Alternativen zu sorgen.
Natürlich wird das mit steigendem Alter oder mit älteren Geschwistern immer schwieriger. Das bedeutet aber nicht, dass wir das Ziel aus den Augen verlieren und einfach aufgeben müssen. Wir können als Eltern trotzdem unser bestes tun, um unseren Kindern gesunde Ernährungsgewohnheiten vorzuleben und anzugewöhnen.
Bietet sich Baby Led Weaning als zuckerfreie Ernährungsweise an?
Der Beikoststart kann komplett mit naturbelassenen Lebensmitteln erfolgen. Vielleicht hast du von dem Konzept Baby Led Weaning bereits gehört, bei dem Deinem Baby Essen in Form von z. B. Fingerfood angeboten wird. Gerade bei BLW wird Dein Baby leicht an unverarbeitetes Obst und Gemüse gewöhnt. Der Geschmack von natürlicher Süße ist dann von Beginn an „normal“.
Zuckeralternativen
Vielleicht fragst Du Dich jetzt, ob es nicht Möglichkeiten gibt, den raffinierten Zucker zu ersetzen. Ja, die gibt es. Du findest auf dem Markt unzählige Zuckeraustauschstoffe, alternative Süßungsmittel und Süßstoffe zu kaufen. Es stellt sich die Frage, ob diese Alternativen auch für Babys geeignet sind. Eine pauschale Antwort gibt es darauf nicht.
Die gesündeste und natürlichste Variante ist das Zurückgreifen auf Naturprodukte. Du kannst dich an allerlei Süße aus Obst bedienen. Eine selbst zubereitet Eisvariante aus tiefgefrorenen Bananen und Kakaopulver ergibt eine köstliche Nascherei – die sogenannte Nicecream. Probiere andere Kombinationen mit unterschiedlichen gefrorenen Früchten aus. Du wirst erstaunt sein, wie süß und cremig das schmeckt.
Es dauert übrigens gerade einmal 2–4 Wochen, bis wir Erwachsenen uns vom industriellen Zucker entwöhnt haben. Dieses Experiment könntet ihr als Familie probieren und Du wirst feststellen, dass Süße aus frischem Obst und getrockneten Früchten völlig ausreicht – auch für uns.
Möchtest du dennoch auf alternative Süßungsmittel zurückgreifen, stehen die folgenden zur Auswahl:
- Erythrit oder Xylit: Sie haben weniger Kalorien als Haushaltszucker und lassen den Blutzuckerspiegel nicht so in die Höhe schießen. Demnach fallen Heißhungerattacken weg und auch das Risiko an Diabetes Typ II zu erkranken ist nicht erhöht. Ein weiterer Vorteil: Sie sind nicht kariogen, was bedeutet, dass sie kein Karies erzeugen.
- Agavendicksaft, Reissirup, Ahornsirup: Diese „natürlichen“ Süßungsmittel sind zwar minimal weniger süß als Industriezucker, dennoch handelt es sich chemisch gesehen auch um reinen Zucker. So würde diese Zusammensetzung dieser Konzentrate in der Natur nicht vorkommen. Immerhin enthalten sie wenigstens ein paar Nährstoffe mehr als reiner Industriezucker.
- Stevia, Saccharin, Aspartam: Diese sind als klassische Süßstoffe bekannt, die z.B. in Light-Getränken eingesetzt werden. Sie haben allesamt eine E-Nummer. Ebenso enthalten sie keine Kalorien, sind deshalb nicht kariogen und für Diabetiker geeignet. Auch wenn sie den Blutzuckerspiegel nicht in die Höhe schießen lassen, lösen Süßstoffe Heißhungerattacken aus: Dem Gehirn wird durch den süßen Geschmack eine bevorstehende Kalorienzufuhr suggeriert, die aber nicht stattfindet. Die Prozesse im Körper sind auf Energieaufnahme eingestellt und dies löst die Heißhungerattacken dann aus. Für Babys und Kinder sind Süßstoffe absolut ungeeignet, da sie um ein Vielfaches süßer als Haushaltszucker sind.
Du siehst, diese Alternativen haben zwar ein paar Vorteile gegenüber raffiniertem Zucker, jedoch auch einen bleibenden Nachteil: Sie sorgen für einen unnatürlich süßen Geschmack. Dein Baby würde sich schnell an solche Lebensmittel gewöhnen, obwohl Obst völlig ausreichen würde. Kennen Babys und Kinder diesen künstlichen süßen Geschmack nicht, werden sie ihn auch nicht vermissen.
Zuckerfreie Kindheit – ist das erstrebenswert und realistisch?
Häufige Fragen, die in diesem Zusammenhang aufkommen, sind meist diese:
- „Ist es überhaupt sinnvoll, das Kind vom Zucker fernzuhalten, weil es doch später sowieso damit konfrontiert wird?“
- „Sollte ich meinem Kind den gesunden Umgang mit Zucker besser von Anfang an beibringen? Bestünde sonst nicht die Gefahr, dass später, wenn das Kind größer ist, der Zuckerkonsum exzessiv nachgeholt wird?“
- „Schaffen Verbote nicht eher ungesunde Reize? Je mehr etwas verboten wird, desto spannender wird es doch für die Kinder!?“
Diese Gedanken sind absolut nachvollziehbar. Jedoch schließen sie einige wichtige Punkte nicht mit ein:
- Babys und Kinder folgen ihrem Instinkt, der ihnen von Natur aus mitgegeben ist, wenn es um die Auswahl der Lebensmittel geht. Und dieser besagt nun mal: „Wähle besser zuckerhaltige und energiedichte Nahrungsmittel. Diese sind rar und anderen Lebensmitteln gegeben klar im Vorteil. Iss davon viel und so oft wie möglich!“
- Ein regelmäßiger Konsum an zuckerhaltigen Nahrungsmitteln gewöhnt die Kinder an den süßen Geschmack. Und dem Verlangen nach mehr. Deshalb ist regelmäßiger Süßigkeitenverzehr es in keinem Alter gut. Für Kinder wie für Erwachsene sollte es eine Ausnahme sein: je seltener und weniger, desto besser.
- Es gibt einen Unterschied zwischen „verbieten“ und „nicht anbieten“. Werden Süßigkeiten vor dem Kind gegessen, liegen Naschereien aus, die das Kind nicht haben darf – dann schafft das Frustration und weckt gleichzeitig Neugierde. Bekommt das Baby hingegen gar keinen Zucker, weiß es auch nichts von dessen Existenz und das Ganze wird überhaupt nicht zum Thema. Je weniger Zucker rund Süßkram in der Familie präsent sind, desto uninteressanter ist es.
Komplett zuckerfrei oder Ausnahmen?
Ein Kind komplett zuckerfrei zu ernähren, scheint fast unmöglich. Es ist aber machbar. Sind die Grundpfeiler im ersten Lebensjahr angelegt, ist das Baby nur an natürliche Süße gewöhnt und kennt keinen Industriezucker, ist der größte Schritt getan. Es gibt immer mehr Familien, die sich zuckerfrei ernähren. Denn das Prinzip funktioniert gut, wenn alle mitmachen.
Was aber, wenn das Kind größer wird und zwangsläufig mit Zucker in Kontakt kommt? Mit zunehmendem Alter der Kinder wird das Thema „Süßigkeiten“ oder was die anderen essen interessanter. Seien es die großen Geschwister, der Kindergarten, Freunde oder die Verwandtschaft … irgendwann kommt der Punkt, an dem wir Eltern nicht mehr die vollständige Übersicht haben.
Dann stellt sich die Frage, wie Du damit umgehen kannst.
Generell finde ich, sollte um Süßigkeiten kein großer Aufwind gemacht werden. Je weniger der Fokus darauf liegt, desto unspannender wird es. Und das gilt gleichermaßen für gesetzte Verbote – dadurch wird es nur spannender.
Süßigkeiten sollten grundsätzlich keine Belohnung darstellen. Dadurch werden Emotionen hervorgerufen, die gegebenenfalls an bestimmte Verhaltensweisen geknüpft werden. Ebenso sollten Süßigkeiten nicht in Aussicht gestellt werden, wenn dafür vorher etwas „Gesundes“ (Gemüse oder Obst) gegessen wird. Denn das macht psychologisch das Gemüse zur Pflicht und etwas Unangenehmem.
Wenn Süßigkeiten also zum Einsatz kommen, dann sparsam und ohne an etwas gekoppelt zu werden. Das könnte bei älteren Kindern zum Beispiel so aussehen: Bei uns gibt es nachmittags einen Snackteller als Zwischenmahlzeit. Darauf finden sich gesunde Sachen wie Paprikasticks, Gurkenstücke, Tomaten oder Apfelschnitze. Dazu kommen dann 1–2 Stücke Schokolade oder ein Keks. Hier dürfen die Kinder mitentscheiden, zum Beispiel beim gemeinsamen Einkauf, was für eine Süßigkeit das sein soll. Auch bieten sich getrocknete Früchte oder Nüsse an. Und die Süßigkeiten bekommen keinen großen Stellenwert – sie sind ein Teil des Snacktellers.
Fazit: Zucker so lange wie möglich fernhalten
Je länger der Zucker in der Ernährung des Babys und Kindes keine Rolle spielt, desto besser. Fragt das Kind nicht nach Süßem, brauchst Du ihm auch keine gezuckerten Lebensmittel zu geben. Als Eltern haben wir es maßgeblich in der Hand, wie lang dieser Zeitraum ist. Das kann einige Jahre sein.
Natürlich hat es einen großen Einfluss, wie die Familiengewohnheiten sind. Essen die anderen Familienmitglieder viele zuckerhaltige Speisen und Lebensmittel, klappt das Fernhalten von Zucker beim Baby vielleicht gerade mal 10 Monate. Denn natürlich möchte ein Baby probieren, was vor seiner Nase gegessen wird.
Ist Zucker aber nicht im täglichen Familienspeiseplan enthalten, kann ein zuckerfreies Aufwachsen des Kindes über mehrere Jahre gut funktionieren. Auch wenn Du selbst nicht komplett auf Zucker verzichten möchtest, kannst Du, Deinem Baby zuliebe, ihn zu Hause weglassen oder den Konsum zumindest reduzieren.
Es geht hierbei nicht um Alles-oder-Nichts. Je weniger Zucker, desto besser. Jedes Weglassen ist ein Schritt in die richtige Richtung und hat nur Vorteile für Dein Baby – und den Rest deiner Familie.
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