Als frischgebackene Mama oder Papa hast Du sicherlich schon häufiger Dein Baby beim Schlafen beobachtet. Immerhin sind die Kleinsten dann so unwiderstehlich süß, dass es fast weh tut. Beunruhigend kann es dagegen sein, wenn Dein Baby im Schlaf zuckt und im Anschluss vielleicht sogar weint, schnell atmet oder unmittelbar aufwacht. Du fragst Dich, ob es Schmerzen hat oder ob etwas Ernstes dahintersteckt? Aber keine Sorge, die meisten Babys zucken im Schlaf – das ist in den meisten Fällen völlig normal und ein wichtiger Bestandteil der kindlichen Entwicklung.
Themen des Beitrags
Warum zuckt mein Baby im Schlaf?
Motorische Entwicklung im Schlaf
Wenn Eltern sehen, wie ihr Baby während des Schlafes zuckt, glauben die meisten, dass das auf lebhafte Träume zurückzuführen ist. Amerikanische Forscher dagegen sind der Ansicht, dieses Zucken unterstützt die Entwicklung der Bewegungsfähigkeit. Wenn ein Säugling im Schlaf zuckt, ist das also ein wesentlicher Bestandteil seiner motorischen Entwicklung. Denn nachts werden die Synapsen, die für Bewegungen tagsüber gebildet werden, sozusagen gefestigt, indem sie benutzt werden. Das sieht man auch daran, dass Kinder z.B. dann besonders häufig mit den Beinen zucken, wenn sie gerade laufen lernen.
Moro-Reflex
Bei sehr kleinen Babys, die auf dem Rücken schlafen, wird oft auch einfach der Moro-Reflex ausgelöst. Der Moro-Reflex, auch als “Erschreckreflex” bekannt, ist einer der vielen wichtigen Reflexe von Neugeborenen. Er ist nach dem österreichischen Pädiater Ernst Moro benannt, der ihn 1918 erstmals beschrieb. Mit der Zeit verschwindet er vollkommen.
Der Moro-Reflex kann ausgelöst werden, wenn das Baby plötzlich bewegt wird oder das Gefühl hat zu fallen, beispielsweise wenn man es schnell hinlegt oder aufhebt. Als Reaktion auf dieses Gefühl breitet das Baby seine Arme weit aus, streckt die Handflächen nach vorne und öffnet die Finger. Danach zieht es die Arme wieder an den Körper und oft folgt ein kurzes Weinen oder Aufschrecken.
Der Moro-Reflex kann auch während des Schlafs ausgelöst werden. Er ist ein instinktiver Schutzmechanismus und als solcher unabhängig vom Bewusstseinszustand des Babys. Er kann also auch im Schlaf ausgelöst werden. Tatsächlich ist bei vielen Babys der Moro-Reflex im Schlaf sogar noch stärker ausgeprägt, da Säuglinge in diesem Zustand empfindlicher auf plötzliche Veränderungen reagieren. Wenn Du Dich also fragst, warum sich Dein Baby immer im Schlaf “erschrickt”, kennst Du jetzt die Antwort.
Wann ist der Moro-Reflex weg?
Dieser Reflex ist bei der Geburt voll ausgeprägt und lässt nach etwa zwei Monaten allmählich nach. Mit sechs Monaten sollte er vollständig verschwunden sein.
Der Moro-Reflex war ursprünglich ein Schutzmechanismus, um das Baby vor dem Fallen zu schützen. Dieser Reflex stammt vermutlich aus Zeiten, in denen unsere Vorfahren noch ein Fell hatten und Säuglinge wie bei den Affen am Körper der Mutter hingen. Heute ist der Moro-Reflex ein wichtiger Indikator für die Gesundheit des Nervensystems bei Babys. Ein nicht vorhandener oder asymmetrischer Moro-Reflex kann auf ein neurologisches Problem hinweisen und sollte ärztlich abgeklärt werden.
Sind Zuckungen bei Babys normal?
Dein Baby zuckt im Schlaf – das ist nicht nur normal, sondern es wäre fast schon besorgniserregend, wenn es gar nicht zuckt. Denn das kommt bei fast allen Säuglingen vor. Während des leichteren REM-Schlafs träumt oder zuckt der Körper des Babys, weil bestimmte Gehirnareale aktiv sind. In der REM-Schlafphase ist das Gehirn besonders aktiv, einschließlich der Hirnareale, die tagsüber Bewegungen steuern. Das Zucken beim Einschlafen bzw. Schlafen tritt auf, weil diese motorischen Areale auch während der REM-Phase aktiv sind. Forscher der Universität von Iowa glauben, dass dies dazu beiträgt, dass das Baby mit seinen Gliedmaßen und deren Funktionen vertraut wird. Es lernt sprichwörtlich im Schlaf.
Professor Mark Blumberg von der Universität von Iowa betont, wie wichtig das Verständnis des frühen sensorischen und motorischen Lernens sowie der Fähigkeitenentwicklung für das Verständnis und die Behandlung bestimmter Entwicklungsstörungen wie Autismus und Schizophrenie ist. Er stellt fest, dass Sensomotorik-Probleme bei diesen Störungen häufig übersehen werden.
Die Forscher fanden interessante Zusammenhänge zwischen dem Zucken und den Fähigkeiten, die Babys entwickeln. So gibt es beispielsweise eine Verbindung zwischen dem Zucken des Halses im Schlaf und der Fähigkeit des Babys, seinen Kopf im Wachzustand zu bewegen und zu halten. Sobald die Kinder in der Lage sind, ihren Kopf selbst zu halten, wenn sie wach sind, nimmt das Zucken im Schlaf in dieser Region ab und tritt häufiger in anderen Körperteilen auf, wie die Forscherkollegin Greta Sokoloff berichtet. Außerdem wurde beobachtet, dass Zuckungen in den Fingern und Handgelenken besonders dann auftreten, wenn Babys anfangen, nach Dingen zu greifen.
Sogar Erwachsene zucken manchmal im Schlaf. Laut Forschern könnte das sein, um ihr sensomotorisches System zu aktualisieren. Blumberg erklärt, dass Veränderungen in unserem Körper und das Erlernen neuer Fähigkeiten eine “Neukalibrierung” unseres sensomotorischen Systems erfordern.
Was tun wenn Baby zuckt?
Dein Baby zuckt im Schlaf und atmet schnell? Was tatsächlich helfen kann, damit Dein Baby davon nicht aufwacht, ist Körperkontakt. Wenn Dein Baby im Schlaf am ganzen Körper zuckt oder mit den Armen rudert, kann es helfen, daneben zu liegen und die Bewegungen einzuschränken, indem Du es festhältst oder anders beruhigst.
Das Zucken im Schlaf tritt eigentlich nur in der REM-Phase auf. Sobald Dein Baby in der Tiefschlafphase ist, ist sein Gehirn weniger aktiv. Es zuckt dann nicht mehr und wacht auch nicht mehr so schnell auf. In der Tiefschlafphase sind die Muskelaktivität und der Energieverbrauch im Körper am niedrigsten. Babys verbringen weniger Zeit in der Tiefschlafphase als Erwachsene, da sie in den ersten Lebensmonaten viele Schlafzyklen mit kurzen Schlafphasen durchlaufen.
Was tun gegen den Moro-Reflex?
Der Moro-Reflex ist, wie gesagt, ein natürlicher und normaler Teil der Entwicklung Deines Babys. Er ist ein Zeichen dafür, dass das Nervensystem korrekt funktioniert. Mit der Zeit wird dieser Reflex nachlassen und schließlich verschwinden, normalerweise im Alter von etwa 4 bis 6 Monaten.
Das bedeutet allerdings nicht, dass Du nichts tun kannst, um Dein Baby zu beruhigen, wenn der Moro-Reflex ausgelöst wird. Hier sind ein paar Tipps:
- Pucken: Pucken kann helfen, den Moro-Reflex zu beruhigen, da es das Baby in eine sichere und warme Umgebung einhüllt und die ruckartige Bewegung der Arme unterbindet. So kann es das Gefühl des Fallens reduzieren, das den Reflex auslöst. Stelle jedoch sicher, dass Du Dein Baby sicher puckst, um kein Risiko einzugehen!
- Sanfte Übergänge: Versuche, Dein Baby sanft abzulegen oder hochzuheben, um plötzliche Bewegungen zu vermeiden.
- Beruhigende Geräusche: Manche Babys finden gleichmäßige Geräusche wie weißes Rauschen oder sanfte Musik beruhigend.
- Körperkontakt: Körperliche Nähe und Haut-zu-Haut-Kontakt kann Deinem Baby ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit geben.
Wenn der Moro-Reflex Deines Babys sehr stark ist oder über das Alter von 6 Monaten hinaus anhält, solltest Du das bei der nächsten U-Untersuchung mit dem Kinderarzt besprechen. Es könnte ein Zeichen für ein zugrunde liegendes neurologisches Problem sein.
Baby zuckt im Schlaf – ist es krank?
Unwillkürliche Zuckungen werden häufig mit Epilepsie in Verbindung gebracht. Epilepsie bei Säuglingen und Kleinkindern kann sich in einer Vielzahl von Anfallsformen manifestieren, darunter auch zuckende Bewegungen. Aber nicht jede zuckende Bewegung bei einem Baby ist ein Anzeichen von Epilepsie! Achte auf weitere Symptome wie:
- Bewegungen, die auf einer Seite des Körpers stärker sind als auf der anderen
- Zuckende Bewegungen, die mehrere Minuten anhalten
- Ein Muster wiederkehrender zuckender Bewegungen
- Verlust des Bewusstseins oder Verwirrtheit nach den zuckenden Bewegungen
- Andere Verhaltensänderungen, wie z. B. plötzliche Perioden der Starrheit
Wenn Du solche Symptome bei Deinem Baby bemerkst, solltest Du dies zeitnah mit einem Arzt besprechen. Er kann das Baby untersuchen und ggf. weitere Tests, wie z. B. ein EEG (Elektroenzephalogramm), anordnen, um die Gehirnaktivität zu überprüfen.
Das Zucken im Schlaf gilt dabei nicht als direktes Anzeichen oder Vorläufer von Autismus. Autismus ist eine komplexe neurologische und Entwicklungsstörung, die durch Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation sowie durch wiederholte und eingeschränkte Verhaltensweisen und Interessen gekennzeichnet ist. Autismus kann nicht auf der Grundlage einer einzigen Verhaltensweise oder eines einzelnen Symptoms, wie dem Zucken im Schlaf, diagnostiziert werden.
Fazit: Zucken im Schlaf fast immer harmlos
Zusammenfassend kann ich also sagen:
- In den meisten Fällen sind die Zuckungen beim Baby harmlos
- Zucken im Schlaf unterstützt die motorische Entwicklung des Kindes
- Babys fallen zunächst in die REM-Schlafphase, in der das Gehirn besonders aktiv ist
- Manchmal kann ein Moro-Reflex Zuckungen verursachen
- Das Zucken nimmt mit der Zeit ab