Die Geburt eines Kindes kann eine der aufregendsten und bedeutendsten Erfahrungen im Leben eines Paares und zugleich eine große Herausforderung für die Partnerschaft sein. Es ist eine Übergangsphase, der die Partnerschaft auf verschiedene Weise beeinflussen, bereichern und auch belasten kann. Im Folgenden findest Du Antworten auf die Frage, wie sich die Beziehung nach der Geburt des Kindes ändert, welches die schwierigste Zeit mit dem Kind ist und was ihr als Paar tun könnt, um den Übergang vom Paar zum Eltern-Paar zu bewältigen.
Themen des Beitrags
Beziehung nach der Geburt: Trennung oder an der Beziehung arbeiten?
Wie viele Paare trennen sich nach der Geburt eines Kindes?
Diese Frage taucht interessanterweise immer wieder auf. Es scheint also ein Thema zu sein, dass viele Eltern bewegt. Die Hälfte aller geschiedenen Paare haben minderjährige Kinder, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Etwa vierzig Prozent dieser Paare trennen sich bereits im ersten Lebensjahr des Kindes. Daran sieht man, wie herausfordernd die Zeit nach der Geburt eines Kindes für die Beziehung sein kann.
Warum trennen sich so viele Paare nach der Geburt?
Warum trennen sich Paare so kurz nach der Geburt? Darauf möchte ich Dir Antworten geben und Dir Wege aufzeigen, wie Du und Dein Partner die Herausforderungen und Hürden erfolgreich meistern könnt, damit ihr nicht in die Statistik der getrennten Paare eingeht. Ich zeige Dir auf, wie sich die Beziehung nach der Geburt eines Kindes verändern kann. Die Auswirkungen der Geburt eines Kindes auf die Partnerschaft der Eltern hängen von vielen Faktoren ab, das werde ich im Einzelnen beleuchten.
Die Zeit nach der Geburt
Nach der Geburt eines Kindes ändert sich enorm viel. Auch wenn ihr euch gut darauf vorbereitet habt, seid ihr vermutlich trotzdem zunächst überwältigt von den Anforderungen und Veränderungen und die Anpassungen an die neuen Gegebenheiten brauchen ihre Zeit.
Die erste Zeit nach der Geburt ist die schwierigste, besonders, wenn es das erste Kind ist. Das Leben mit Kind ist eine Herausforderung: Viele alte Muster müssen über Bord geworfen und neue Anforderungen erfüllt werden. An ausreichend Schlaf ist in den seltensten Fällen zu denken, Erschöpfung wird zum täglichen Begleiter und das hinterlässt Spuren, bei aller Freude an dem kleinen Wesen, das so zauberhaft die eigene Welt auf den Kopf stellt und sich binnen Sekunden den größten Platz im Herzen erobert hat.
Was verändert sich?
Der gewohnte Lebensrhythmus ändert sich schlagartig. Auf einmal ist ein kleiner Mensch Chef im Haus und bestimmt, wann geschlafen und gegessen wird. Alles dreht sich ums Kind und in all diesen Herausforderungen gilt es, sich selbst in der Rolle als Mutter oder Vater zu finden und zu stabilisieren Aber das ist natürlich längst nicht alles.
Positive Veränderungen
- Ein Kind kann die Verbundenheit zwischen den Partnern sehr stärken. Gemeinsam dieses wunderbare Wesen geschaffen zu haben, kann die emotionale Bindung zwischen den Partnern auf das Allerschönste stärken.
- Prioritäten verändern sich und ihr schaut aus einer anderen Perspektive auf das Leben. Werte können sich wandeln und ihr entwickelt als Paar langfristige, gemeinsame Ziele.
- Ein Kind zu haben kann sich positiv auf die eigene Lebenszufriedenheit auswirken.
Negative Veränderungen
- Erschöpfung und Überlastung wirken sich negativ aus, die Reizbarkeit steigt an und Konflikte nehmen zu.
- Das Gefühl, vom Partner vernachlässigt zu werden, weil alle Aufmerksamkeit dem Kind gilt, macht sich breit.
- Zeit für Zweisamkeit fehlt und das Sexleben verändert sich.
Romantische Überhöhungen
Oft genug stehen wir uns mit unrealistischen Vorstellungen selbst im Weg. Hollywood-mäßig haben wir die glückliche, kleine Familie vor Augen und so hätten wir es selbstverständlich auch gerne. Das hat aber mit der Realität meistens so gar nichts zu tun und es wird Zeit innezuhalten, die Realität zur Kenntnis zu nehmen, ohne sich schuldig zu fühlen, und sich von den romantischen Vorstellungen zu befreien.
Veränderte Rollen und Aufgabenverteilung
In der Regel ist es nach wie vor so, dass die Mutter eine Weile Zuhause bleibt und die Hauptverantwortung für das Baby übernimmt. Während vor der Geburt beide Partner für das Familieneinkommen zuständig waren, ist der Mann nach der Geburt oft für eine Zeit Alleinverdiener. Das kann unter Umständen auch bedeuten, dass er mehr arbeitet als vorher, um den finanziellen Verlust auszugleichen.
Hier liegt jede Menge Konfliktpotenzial. Die Mutter, die vorher fest im Berufsleben stand, hat das Gefühl, nur noch mit Kind und Haushalt beschäftigt zu sein. Es fehlen ihr soziale Kontakte, Gespräche und Anerkennung. Es ist durchaus nicht selten, dass Frauen ihre Männer beneiden oder wütend sind und denken, dass sie den besseren Part haben.
Andersherum können sich die Männer durch die Verantwortung als Alleinverdiener unter Druck gesetzt fühlen. Während sie viel arbeiten, ihre Familie zu versorgen, wirft die Frau ihnen auch noch vor, ständig außer Haus zu sein und sie mit dem Kind alleine zu lassen.
Diese veränderten Rollen wirken sich auf die Beziehungsdynamik aus und können zu einer großen Herausforderung werden. Zweifel an der Beziehung können aufkommen.
Veränderte Gefühle und Bedürfnisse
Die Geburt eines Kindes kann zu starken emotionalen Veränderungen bei den Partnern führen. Die Mutter kann beispielsweise eine starke Bindung zum Kind aufbauen und weniger Zeit für den Partner haben. Der Vater fühlt sich manchmal ausgeschlossen von dieser Zweisamkeit und hadert mit seiner Rolle in diesem Beziehungsgeflecht.
Beide Eltern können sich vom anderen nicht mehr richtig wahrgenommen fühlen, weil alle Aufmerksamkeit dem Baby gilt. Das Bedürfnis, vom Partner wirklich gesehen zu werden, wird nicht erfüllt.
Veränderte Zeit- und Freizeitgestaltung
Mit einem kleinen Kind bekommt das Leben automatisch eine andere Zeitplanung. Hobbys müssen unter Umständen erst mal auf Eis gelegt werden. Das gilt besonders für stillende Mütter, die sich anfangs kaum eine Stunde vom Kind entfernen können. Die Väter sind stark eingebunden in die allgemeinen Aufgaben und finden neben der Arbeit wenig Zeit, ihren Hobbys nachzugehen. Es fehlt der Ausgleich, der vorher selbstverständlich war.
Wie könnt ihr all diese Herausforderungen bewältigen?
Zugegeben, das liest sich alles ziemlich anstrengend. Vielleicht fühlt ihr euch überwältigt von all den Herausforderungen und zweifelt, ob ihr als Paar das hinbekommt. Lasst euch nicht entmutigen! Es gibt durchaus gute Strategien, mit deren Hilfe ihr die Herausforderungen bewältigen könnt.
Zunächst ist es hilfreich, sich die Prozesse bewusst zu machen und sich vor Augen zu führen, dass die Herausforderungen vollkommen normal sind.
Lösungsstrategien
1. Sprecht miteinander und hört euch zu
Kommunikation ist das A und O. Sprecht miteinander, tauscht euch aus, hört einander zu. Seid ehrlich miteinander und versucht zu verstehen, wie der Partner, die Partnerin sich fühlt.
2. Entlastet euch gegenseitig, statt euch Vorwürfe zu machen
Entlastet euch gegenseitig. Gebt euch Freiraum, um etwas für euch und eure Zufriedenheit zu tun. Das kann bedeuten, dass der Mann mit dem Baby zwei Stunden spazieren geht, damit die Partnerin endlich mal ungestört schlafen kann. Und die Frau unterstützt den Partner beispielsweise darin, zum Sport gehen zu können, ohne ihm Vorwürfe zu machen, dass er schon wieder außer Haus ist.
3. Habt Geduld
Anpassung braucht Zeit. Das Kind wird älter und braucht die Mutter nicht mehr rund um die Uhr. Die Nächte werden ruhiger und es spielt sich allmählich ein Rhythmus ein, der auch Zeit für Pausen, Hobbys und Nähe lässt. Die Frau söhnt sich nach und nach mit ihrem veränderten Körper aus. Der Mann verliert seine Angst, der Frau Schmerzen zuzufügen. Die neue Lebenssituation wird nach und nach zur Normalität.
4. Sucht euch Unterstützung
Fragt andere Menschen nach Unterstützung. Das können die Großeltern sein, die das Kind sicher gerne mal für eine Weile nehmen. Schließt euch Elterngruppen an und tauscht euch aus mit anderen, das kann enorm hilfreich sein. Auch Freunde, deren Kinder vielleicht schon älter sind, können aushelfen. Wenn ihr es euch finanziell leisten könnt, engagiert einen Babysitter.
Es gibt fast in jeder Stadt Beratungsstellen, die mit einem Blick von außen hilfreiche Tipps geben können.
5. Schraubt eure Erwartungen herunter
Wie oben beschrieben, ist das Leben kein Hollywoodfilm. Überprüft die Erwartungen, die ihr an euch und euer Leben mit Kind habt. Vielleicht stellt ihr fest, dass sie einfach zu hoch sind. Gelassenheit ist immer ein guter Rat in schwierigen Situationen.
6. Humor
Joachim Ringelnatz bemerkte einst sehr klug, dass „Humor der Knopf ist, der verhindert, dass der Kragen platzt“. Recht hat er! Lacht miteinander über das Chaos, das zunächst über euch hereinbricht. Oder schmunzelt zumindest, wenn ihr zum Lachen zu müde seid.
Zum Schluss: Die Sache mit dem Sex
Das kennen wahrscheinlich die meisten Paare: das Kind ist geboren und das Sexualleben kommt zum Erliegen. Aus meiner Beobachtung leiden oft besonders die Männer darunter, es kommt zu Frustration und Konflikten.
Die Frauen
Warum ist es so, dass Frauen nach der Geburt eines Kindes oft die Lust fehlt und die Libido auf der Strecke bleibt? Hier kommen ein paar Antworten:
- Schwangerschaft und Geburt verändern den Körper der Frau. Viele Frauen haben anfangs Probleme, diese Veränderungen zu akzeptieren und sie fühlen sich unattraktiv. Da hilft es leider auch nichts, wenn der Partner immer wieder beteuert, dass er seine Frau nach wie vor heiß und begehrenswert findet. Es kommt erst mal nicht an und die Akzeptanz der Veränderung des eigenen Körpers braucht ihre Zeit.
- Die hormonelle Umstellung nach einer Geburt hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss. Die Hormone, die beim Stillen freigesetzt werden, hemmen die Libido.
- Frauen haben das Gefühl, vollständig vom Kind absorbiert zu werden, besonders, wenn sie stillen. Gefühlt haben sie 24/7 das Kind an ihrem Körper und sie genießen jede Sekunde, an denen sie ihren Körper einfach mal ganz für sich alleine haben.
- Mütter müssen gerade am Anfang ständig für das Kind verfügbar sein und das laugt sie aus.
- Erschöpfung! Das wird in den meisten Fällen der Hauptgrund sein. Ein Baby ist enorm anstrengend. Wie sehr, merkt man erst, wenn das erste Kind auf der Welt ist. Schlafmangel ist steter Begleiter und das wirkt sich selbstverständlich auf die Lust aus. Wer ständig übermüdet ist, für den hat Schlaf Priorität und nicht Sex.
Die Männer
Es gibt natürlich auch Männer, die nach der Geburt des Kindes zunächst keine Lust auf Sex haben. Das sind mögliche Gründe für Unlust bei Männern:
- Sie waren bei der Geburt dabei und haben dadurch Berührungsängste. Sie möchten ihrer Partnerin nicht weh tun nach den Strapazen, die sie durch die Geburt erlebt hat.
- Für Männer sind emotionale und körperliche Nähe häufig stark miteinander verknüpft. Sie fühlen sich durch die innige Beziehung zwischen dem Kind und der Frau verunsichert und haben das Gefühl, das fünfte Rad am Wagen zu sein.
- Manche Männer haben das Gefühl, dass der Körper der Frau jetzt dem Kind und nicht mehr ihnen „gehört“. Der Busen der Frau ist für die Ernährung des Kindes da und nicht mehr zum Lustgewinn.
- Männer müssen sich, genau wie ihre Partnerin, an die Veränderungen anpassen. Und das braucht seine Zeit.
Tipps, wie körperliche Nähe wieder gelingen kann
Vorweg sei gesagt, dass ihr anfangs gut beraten seid, wenn ihr geduldig seid und eure Erwartungen herunterschraubt. Gebt euch Zeit, euch an die Veränderungen zu gewöhnen.
Um wieder Lust aufeinander zu entwickeln, stelle ich euch hier ein paar Ideen vor.
Es kann durchaus eine gute Idee sein, sich mit dem eigenen Mann, der eigenen Frau zu verabreden. Vielleicht habt ihr die Gelegenheit, das Kind für ein paar Stunden zu Oma und Opa zu geben? Verabredet euch und nutzt die Zeit für Zweisamkeit, ohne Druck und Erwartungshaltung. Genießt euer Miteinander und Zeit für Zärtlichkeit statt darauf zu fokussiert zu sein, jetzt Sex haben zu müssen.
Vielleicht tut es euch gut, wenn ihr euch gegenseitig mit einem schönen Öl massiert und eure Körper neu kennenlernt? Massagen erhöhen die Durchblutung und das kann sehr anregend und energetisierend sein.
Produkte, die euch beim Neu-Entdecken eurer Sinnlichkeit unterstützen, findet ihr hier. Mitunter kann der Einsatz von Toys hilfreich sein, die findet ihr in dem Sortiment natürlich auch. Das kann insbesondere auch dann hilfreich sein, wenn die Frau unter Schmerzen nach der Geburt leidet, zum Beispiel nach einem Dammschnitt. Probiert neue Wege aus, experimentiert und schaut, wohin euch das führt. Entdeckt euch spielerisch und neugierig, ohne Leistungsdruck.
Aller Wahrscheinlichkeit wird die Quantität sich verringern, das bedeutet aber ganz sicher nicht, dass die Qualität leidet! Genau das Gegenteil kann der Fall sein, wenn ihr die Zeit bewusst nutzt und euch als Paar auf einer körperlichen Ebene neu entdeckt.
Fazit:
Das erste Jahr mit Kind kann eine Herausforderung sein, da gibt es nichts zu beschönigen. Vieles verändert sich, auch eure Partnerschaft. Je offener ihr miteinander seid und euch die Veränderungen in Gesprächen bewusst macht, desto größer ist eure Chance, die Umstellung erfolgreich zu meistern. Habt Geduld mit euch als Paar und jeder einzelne für sich, denn ihr durchlauft einen großen Anpassungsprozess.
Vergesst bitte nicht: Ihr seid zwar Eltern, aber ihr seid auch ein Paar. Plant Zeit nur für euch ein, und seien es nur Momente. So stellt ihr sicher, dass ihr euch im Alltagstrubel nicht aus den Augen verliert. Ja, es gibt dieses wunderbare Baby, das enorm viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das darf und muss es auch. Aber ihr seid auch noch da, jenseits von der Rolle als Eltern. Das solltet ihr auf keinen Fall aus den Augen verlieren.