Ein Beikostplan ist eine hilfreiche Richtlinie, um Dein Baby an die Beikost zu gewöhnen. Allerdings solltest Du Dich keinesfalls stur an den Plan halten, sondern auf die Bedürfnisse und Vorlieben Deines Babys achten. Denn vieles von dem, was als “traditionell” propagiert wird, gilt heute als überholt oder übertrieben. Lies Dir also auch die weiterführenden Infos in diesem Artikel aufmerksam durch, sie werden Dein Leben um vieles einfacher machen.
Themen des Beitrags
Beikost einführen – wann ist der richtige Zeitpunkt?
Offizielle Empfehlungen
Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfiehlt, Beikost zwischen dem 5.-7. Monat einzuführen. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) dagegen spricht sich dafür aus, die ersten 6 Lebensmonate ausschließlich zu stillen bzw. Ersatzmilch zu geben. Der erste Brei wäre damit im 7. Monat vorgesehen. Wann genau ihr startet, sollte aber immer von der Beikostreife Deines Babys abhängig sein, nicht von einem im Beikostplan genannten Alter!
Beikostreifezeichen
Ihr solltet also erst mit der Beikost anfangen, wenn das Baby alle Beikostreifezeichen erfüllt. Dieser Begriff wird häufig mit Baby Led Weaning, also mit breifreier Beikosteinführung, in Verbindung gebracht. Tatsächlich aber ist es für den Organismus eines Säuglings egal, ob Brei oder mit den Kieferknochen zerdrücktes Fingerfood in den Magen soll. Bereit dafür ist es erst, wenn
- es (mit wenig Unterstützung) aufrecht sitzen kann
- der Zungenstoßreflex (s.u) aufgehört hat
- die Hand-Mund-Koordination ausgereift genug ist, um Gegenstände mit der Hand zum Mund zu führen
Den Zungenstoßreflex haben viele schon beobachtet, wenn sehr kleine Babys mit Brei gefüttert werden: Die mit dem Löffel in den Mund gesteckte Breimasse kommt postwendend wieder zum Vorschein. Für viele sieht das aus, als würde sich das Kind weigern oder mit Absicht eine Sauerei machen. Tatsächlich aber handelt es sich dabei um einen Schutzmechanismus: Das Kind ist noch nicht bereit zu essen und Nahrung im hinteren Rachen könnte zur Gefahr werden – sie wird “automatisch” wieder herausbefördert.
Egal, wann und womit Du Dein Baby fütterst, es sollte niemals liegend oder halbliegend essen. Denn dabei könnte es bedingt durch die Schwerkraft Probleme haben, den Brei im Mund richtig herumzuschieben und sich gefährlich verschlucken.
Wird das Baby noch satt?
Es gibt immer noch Quellen, die suggerieren, ein Beikoststart mit 3 Monaten (“nach dem 4. Monat”) könnte nötig sein, weil das Baby von Muttermilch nicht mehr satt würde. So empfiehlt zum Beispiel der Beikostplan von HIPP genau das: Gemüse statt Milchnahrung “nach dem 4. Monat”. Dass das eigentlich “ab dem 5. Monat” bedeutet, übersehen manche Eltern.
Denn das Gerücht, dass manche Babys schon mit 3 Monaten von der Milchnahrung (Muttermilch oder industrielle Ersatzmilch) nicht mehr satt würden, hält sich hartnäckig – für Breihersteller natürlich ein willkommenes Zusatzgeschäft. Gemüsebrei bedeutet meist Karotte oder Pastinake. Wenn wir uns die Nährstoffdichte von Karotten ansehen, wird sofort klar: Das Argument, das Kind würde nicht mehr satt, ist totaler Quatsch. Denn während Muttermilch etwa 70 Kilokalorien / 100 g liefert, hat die Karotte nur etwa 30.
Es gibt aber auch große Anbieter von Babynahrung, die einen Überblick über die Beikosteinführung und einen Beikostplan zur Verfügung stellen, der den aktuellen wissenschaftlichen Standards und Empfehlungen entspricht: Beikost wird frühestens ab. dem 5. Monat empfohlen.
Muss ich mich an den Beikostplan halten?
Breikost oder Breifrei – brauche ich einen Beikostplan?
Grundsätzlich braucht Dein Kind weder Brei noch einen Beikostplan. Das beweisen nicht nur seit vielen Jahrzehnten unzählige Babys, es entspricht auch dem gesunden Menschenverstand. Denn die Menschheit ist weitaus älter als Pürierstab und vollausgestattete Küchen. Man kann also davon ausgehen, dass menschliche Säuglinge im Lauf der Evolution in vielen Situationen weitaus länger gestillt wurden, als es heute üblich ist. Denn Nahrung stand nicht immer im Überfluss zur Verfügung und konnte nicht nach einem ausgefeilten Beikostplan zusammengestellt und zu Brei püriert werden.
Stattdessen kann man davon ausgehen, dass Säuglingen einfach Essen in die Hand oder in den Mund gegeben wurden, das sie auch ohne Zähne schon essen konnten. Wenn das für Deine Familie oder Dein Baby passender erscheint, spricht also auch nichts gegen eine breifreie Beikosteinführung. Einen Beikostplan für BLW gibt es nicht.
Beikostplan als Wegweiser
Gleichzeitig spricht auch nichts gegen eine Einführung mit klassischem Brei nach Beikostplan. Was allerdings wirklich eine gängige Fehlannahme ist: Der Beikostplan ist eine Richtschnur, ein Wegweiser – und kein Plan, der 1:1 einzuhalten ist. Weder, was das Alter angeht, noch, was die Menge angeht, kann man Babys hier über einen Kamm scheren.
Während manche Babys wahnsinnig früh schon recht große Mengen mit Freude essen, brauchen andere Kinder bis zum 1. Geburtstag, bis sie freiwillig nennenswerte Mengen zu sich nehmen. Sie sind körperlich und kognitiv einfach noch nicht so weit. Diese Kinder mit verschiedenen Methoden dazu zu drängen, sich trotzdem an den Beikostplan “zu halten”, wäre fatal. Ein negatives Verhältnis zum Löffel und zum Essen sind vorprogrammiert, genauso wie Stress für die Eltern zu jeder Essenszeit. Auch klingt es nicht gerade förderlich, ein Kind dazu zu drängen, das eigene Sättigungs- bzw. Hungergefühl zu ignorieren und stattdessen vorgegebene Mengen zu einer vorgegebenen Zeit zu essen.
Aufmerksam und vom Baby geleitet
Stattdessen solltest Du als Elternteil sehr sensibel gegenüber den Signalen Deines Babys sein. Wenn es deutlich macht, dass es keine Nahrung möchte, dann respektiere das. Wenn Du das Gefühl hast, Dein Baby hat Hunger, dann füttere es – auch abseits der 5 Mahlzeiten nach Beikostplan!
Beim Füttern selbst solltest Du warten, bis Dein Baby bereit ist für das nächste Löffelchen. Wenn es den Löffel mit Brei mit den Augen fixiert oder sogar danach greift, ist der richtige Zeitpunkt da. Vielleicht mag Dein Kind auch mit Dir zusammen den Löffel zum Mund führen? So kannst Du sicher sein, dass es wirklich noch mehr möchte.
5 Mahlzeiten nach und nach einführen
Die meisten Beikostpläne basieren auf den Empfehlungen des FKE und gehen davon aus, dass Säuglinge 5 Mahlzeiten pro Tag zu sich nehmen. Manche Eltern verzweifeln an diesem Punkt schon beinahe. Nur 5 Mahlzeiten? Für viele Babys geht das völlig an der Realität vorbei. Die meisten nehmen auch nachts Nahrung in Form von Milch zu sich und manch ein Kind stillt eigentlich rund um die Uhr.
Aber keine Panik: Wenn Du die Beikost nach dem Beikostplan einführst, dann bedeutet das nicht, dass Dein Kind abseits davon keine Milch mehr trinken darf. Es bedeutet erst recht nicht, dass Du von jetzt auf gleich von Stillen nach Bedarf auf 5 Mahlzeiten am Tag umstellen sollst. Oder gar musst. Aber langfristig essen die meisten Kleinkinder und auch Schulkinder 4-5 Mal am Tag. Drei Mahlzeiten wie bei uns Erwachsenen reichen in der Regel nicht. Denn die Mägen sind noch klein und der Energiebedarf groß. Die 5 Mahlzeiten sind also ein langfristiges Ziel und werden sich irgendwann einpendeln. Du wirst sehen – auch wenn Du es jetzt noch kaum glauben kannst.
Beikostplan: In welcher Reihenfolge Brei einführen?
Mittagsbrei ab dem 5. Monat
1. Reiner Gemüsebrei
Als erster Brei für den Beikoststart ist am Mittag ein Gemüsebrei aus Karotte oder Pastinake vorgesehen. Auch Kürbis, Spinat, Blumenkohl, Erbsen, oder Brokkoli eignen sich gut für den Start. Du kannst alle 2-3 Tage eine neue Gemüsesorte ausprobieren. So hat Dein Baby Zeit, den Geschmack kennen zu lernen und Du kannst beobachten, ob es eventuell zu allergischen Reaktionen oder Verstopfung kommt.
Ob Du dafür selbst hergestellten Brei oder Brei aus dem Gläschen nimmst, spielt keine große Rolle. Viel wichtiger ist, dass Dir klar ist: Das ist ein Experiment, das auch “schief gehen” kann. Es kann also sein, dass Dein Kind den Brei rigoros ablehnt oder bestimmte Sorten einfach nicht mag. Verlier nicht die Nerven, es ist alles in Ordnung! Dein Baby bestimmt das Tempo und den Zeitpunkt. Es wird auch weiterhin von der Milchnahrung satt bis mindestens zum 11. oder 12. Lebensmonat. Auch ist es bestens mit allen Nährstoffen versorgt.
Gleichzeitig solltest Du nicht gleich aufgeben, nur weil Dein Kleines beim ersten Versuch den Karottenbrei nicht essen will. Kinder müssen Dinge oft zehn mal oder häufiger probieren, bevor sie sie mögen.
Dein Baby bekommt vor und / oder nach der Breimahlzeit immer noch Milch. Probier einfach aus, was für euch am besten klappt. Ein zu hungriges Baby mag nicht gerne etwas neues essen, ein zu sattes aber auch nicht. Manche Eltern geben darum vorher ein wenig Milch, dann Brei, und dann den Rest der Milch.
2. Gemüse-Kartoffel-Brei
Nach 1-2 Wochen nur Gemüsebrei geht ihr dann zum Gemüse-Kartoffel-Brei über. Durch die Stärke der Kartoffel sättigt dieser bereits etwas mehr.
3. Gemüse-Kartoffel-Fleischbrei
Nach weiteren 1-2 Wochen kannst Du dem Brei Fleisch bzw. Fisch hinzufügen. Wenn Du Dein Baby vegetarisch ernähren möchtest, was ich aus persönlicher wie wissenschaftlicher Sicht durchaus befürworten kann, achte zunehmend auf eisenhaltige Getreide- und Gemüsesorten. Getreide sollte immer als Vollkorngetreide verarbeitet werden, da darin mehr Eisen steckt.
Die Menge des Breis sollte laut Empfehlung langsam auf 90g pro Mahlzeit gesteigert werden. Aber Achtung, das ist erneut nur ein Richtwert. Du solltest Deinem Baby nie mehr Brei aufzwingen, als es essen möchte – und einem hungrigen Baby musst Du nie Brei vorenthalten, nur weil die 90g erreicht sind. Mit dem 7. Monat werden dann 100g Brei pro Mahlzeit empfohlen.
Abendbrei: Milch-Getreide-Brei
Den zweiten Brei kannst Du etwa vier Wochen nach dem ersten Einführen. Am Abend empfiehlt der Beikostplan einen Brei aus Kuhmilch (3,5% Fett) und Reis, Hafer, Hirse oder anderem Getreide.
Aufgrund in den letzten Jahren veröffentlichter Forschungsergebnisse würde ich Dir aber empfehlen, Milchprodukte, insbesondere auf Basis von Kuhmilch, sowie Rindfleisch frühestens ab dem 1. Geburtstag zu geben. Vor allem für ungestillte Kinder könnte das unerwünschte Auswirkungen haben. Informiere Dich hier am besten ausführlich über die Nachteile von Milchprodukten für Babys und entscheide dann selbst. Als Alternative könntest Du den Abendbrei auch mit abgepumpter Muttermilch oder PRE-Milch herstellen. Auch Ziegenmilch wäre eine passendere Alternative zur Kuhmilch.
Nachmittagsbrei: Getreide-Obst-Brei
Wieder einige Wochen nach dem Abendbrei kannst Du nachmittags einen Getreide-Obst-Brei einführen. Hier ist es wichtig, keine Milchprodukte zu geben, denn der Obst-Getreide-Brei soll unter anderem Eisen liefern – und Milchprodukte hemmen die Eisenaufnahme.
Brotmahlzeit am Vormittag
Mit etwa 10 Monaten kannst Du auch am Vormittag ein kleines Frühstück in Form von Brot oder Müsli anbieten. Ab jetzt findet langsam der Übergang zum Familientisch statt, das heißt, das Baby darf jetzt, wenn es möchte, statt Brei auch geeignete Elemente vom “richtigen” Essen probieren. Gleichzeitig darf der angebotene Brei mehr und mehr stückige Elemente enthalten.
Zusätzlich Getränke anbieten
Ab dem Beikoststart solltest Du Deinem Baby unbedingt zusätzliche Getränke anbieten. Wie viel es davon trinkt, kommt darauf an, wie viel Milch es zusätzlich trinkt. Wenn die ersten zwei Breimahlzeiten eine komplette Milchmahlzeit ersetzen (ist kein Muss!), werden 200-400 ml Flüssigkeit pro Tag empfohlen, ab 1 Jahr etwa 600 ml.
Als Getränke für Babys kommen ausschließlich Wasser und ungesüßte Tees in Frage. Babys brauchen weder Fruchtsäfte (auch keine verdünnten) noch Kuhmilch oder andere Getränke mit viel Geschmack. Das schafft nur ungesunde Gewohnheiten und schädigt die Zähne. Lass Dich nicht von entsprechenden Angeboten in den Baby-Food-Regalen locken – auch Eisen oder Kalzium oder fehlender Zuckerzusatz im Saft ändert nichts daran, dass Saft für Babys ungeeignet ist!
Wann braucht ein Baby keine Milch mehr?
Wie lange Du Milch zur Beikost gibst, ist absolut Dir und Deinem Baby überlassen. Beikost ist, vor allem im ersten Jahr, genau das: Beikost. Das heißt, die Hauptnahrungsquelle bleibt bei den meisten Babys Milch, Brei oder Fingerfood wird nebenbei gegessen. Die Nährstoffe und Kalorien aus der Muttermilch reichen weitaus länger als 4-6 Monate – oft sogar weit über den ersten Geburtstag hinaus. Trotzdem solltest Du Deinem Baby Beikost anbieten, sobald es dazu bereit ist. Denn die Umstellung von Milch auf feste Nahrung dauert seine Zeit. Vorausgesetzt, Du möchtest Deinem Kind Zeit lassen und nach seinem Tempo vorgehen. Wenn Du also erst anfängst, wenn die Nährstoffreserven knapp werden, könnte das ein Problem werden.
Auch in Sachen Allergieprävention und Geschmacksprägung macht es Sinn, mit Beikostreife auch Beikost zu geben. Denn je vielfältiger ein Säugling isst, desto ausgewogener und abwechslungsreicher wird sein Geschmackssinn geprägt. Diese Prägung findet in den ersten Lebensjahren statt, oft ist von den ersten 1000 Tagen die Rede.
Ziel der Beikost muss es nicht sein, möglichst schnell die Milch durch feste Nahrung zu ersetzen. Im Gegenteil. Die WHO empfiehlt eindeutig, Kinder bis zum 2. Geburtstag und, wenn gewünscht, darüber hinaus, zu stillen. Das bedeutet, dass Kinder mindestens 2 Jahre lang von zusätzlicher Milchnahrung profitieren.
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