Junge Eltern sind beunruhigt, wenn ihr Baby beim Laufen lernen auf Zehenspitzen läuft. Dieses Phänomen verschwindet meist nach kurzer Zeit. In welchen Fällen medizinische Hilfe erforderlich ist, erfährst Du hier.
Themen des Beitrags
Zehenspitzengang – in den seltensten Fällen ein Grund zur Sorge
Die ersten Schritte ihres Babys beobachten Mütter und Väter voller Stolz. Was ist, wenn das Kind auf Zehenspitzen läuft? In diesem Falle wird vom Zehen- oder Zehenspitzengang gesprochen. Aus medizinischer Sicht ist das nicht völlig korrekt. Schaust Du Dir die kleinen Füße genau an, erkennst Du, dass die Zehen beim Laufen flach aufliegen und der Vorderfuß belastet ist. Die Fußsohle rollt beim Laufen nicht ab.
Wie verbreitet ist der Zehenspitzengang bei Babys und Kleinindern?
Genaue statistische Daten zum Zehenspitzengang gibt es nicht. Fachleute gehen davon aus, dass 5 – 15 % der Babys kurzzeitig auf Zehenspitzen laufen.
Interessant ist, dass dieses Phänomen bei Jungen häufiger als bei Mädchen zu beobachten ist. Zwei Drittel der Zehenspitzengänger sind männlich.
Wie lange wird mein Baby auf Zehenspitzen laufen?
In den meisten Fällen verliert sich der Zehenspitzengang innerhalb von drei bis sechs Monaten von alleine. Beim Laufen lernen wird der Gleichgewichtssinn trainiert, die Füße rollen zunehmend über die Sohle ab und die Schritte werden immer sicherer. Bei etwa fünf Prozent der Zehenspitzengänger zieht sich dieser Prozess etwas länger hin. Bis zur Einschulung laufen fast alle Kinder völlig ‘normal’.
Mögliche Ursachen
Folgende Faktoren kommen als Ursachen für Zehenspitzengang in Betracht:
- Verkürzung der Achillessehne
- Genetische Besonderheiten
- Angeborene Anomalie des Fußes
- Neurologische Ursachen
Verkürzung der Achillessehne
Ist die Achillessehne verkürzt, kann das Baby nicht auf der gesamten Fußfläche zu stehen. Gleichzeitig wird der Gleichgewichtssinn beeinträchtigt.
Genetische Besonderheiten
In einigen Familien ist der Zehenspitzengang überdurchschnittlich häufig zu beobachten. Möglicherweise sind genetische Besonderheiten dafür verantwortlich, dass sich die Nervenreifung verzögert. Die betroffenen Babys und Kleinkinder sind in der Lage, auf der gesamten Fußfläche zu stehen. Nach Aufforderung können sie die Gangart wechseln.
Auffällig ist jedoch, dass die Hüfte beim Gehen und Laufen auf der Fußsohle nach außen gedreht wird. Erfahrungsgemäß verschwinden diese Auffälligkeiten, bis das Kind sechs bis acht Jahre alt ist.
Angeborene Anomalie des Fußes
Kommt ein Baby mit einer angeborenen Fußanomalie (zum Beispiel mit Klumpfuß) auf die Welt, wird es voraussichtliches erst spät zu laufen beginnen. Zehenspitzengang und unsichere Schritte sind zu erwarten.
Neurologische Ursachen
Bei einigen Kleinkindern ist der Zehenspitzengang nur in bestimmten Situationen zu beobachten. Das können beispielsweise Momente mit erhöhter psychischer Belastung sein.
Wann solltest Du einen Arzt konsultieren?
Läuft Dein Kind länger als sechs Monate auf Zehenspitzen, solltest Du zunächst mit Deinem Kinderarzt / Deiner Kinderärztin sprechen. Das ist besonders wichtig, wenn Du den Eindruck hast, dass Dein Kind vor allem in kritischen Situationen zum Zehenspitzengang übergeht. Es ist bekannt, dass solche Kinder häufiger unter Konzentrationsschwierigkeiten leiden oder später durch besondere Verhaltensweisen auffallen.
Vielleicht bist Du beunruhigt, weil Du gelesen hast, dass 50 % der Autisten vom Zehenspitzengang betroffen sind. Diese Sorge erweist sich mit hoher Wahrscheinlichkeit als unbegründet. Sollte ein Arzt bei einem kleinen Patienten Anzeichen für Autismus erkennen, wird er den Kontakt zu Fachleuten herstellen. Mit Hilfe von Tests und neurologischen Funktionsprüfungen ist es heute möglich, die geistige Entwicklung von Kindern zuverlässig zu beurteilen.
Welche Diagnose – und Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Einige medizinische Ursachen kann der Kinderarzt möglicherweise schnell ausschließen. Gibt es offene Fragen, wird er Dich zum Orthopäden oder zum Neurologen überweisen. Welche Schritte erforderlich sind, ist unter anderem davon abhängig, in welchem Alter das Kind ist, wie lange das Kind bereits auf Zehenspitzen läuft und welche weiteren Symptome auftreten.
Mit einer elektronischen Ganganalyse, lassen sich viele Ursachen genau diagnostizieren. Dazu werden auf der Haut Reflektoren angebracht. Mehrere Kameras fangen die Reflexe auf und ermöglichen eine genaue Analyse der Bewegung.
Möglicherweise wird ein Elektromyogramm (EMG) erstellt. Es misst die Muskelaktivität und hilft, Erkrankungen von Nerven und Muskeln frühzeitig zu erkennen.
Physitherapeutische Behandlungen sorgen dafür, dass es zu keinen dauerhaften Verformungen des Fußes kommt. Wichtig sind ebenfalls Koordinationsübungen und die Stärkung der Rückenmuskulatur. In seltenen Fällen sind Einlagen, Gipsverbände oder Schienen erforderlich.
Fazit
Ist ein Baby bei seinen ersten Schritten auf Zehenspitzen unterwegs, ist das kein Grund zur Beunruhigung. Läuft es nach mehreren Monaten, ohne den Fuß abzurollen, oder läuft Dein Kind nur in bestimmten Situationen auf Zehenspitzen, solltest Du Deinen Kinderarzt konsultieren. Er wird alle erforderlichen Untersuchungen oder Behandlungen einleiten, falls das erforderlich sein sollte. Bei der Mehrzahl der Kinder verschwindet der Zehenspitzengang erfahrungsgemäß nach kurzer Zeit von alleine.
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