In vielen Kulturen ist es ganz normal, dass das Baby im Elternbett schläft – denn es fehlen ganz einfach die Möglichkeiten, ein eigenes Babybett anzuschaffen um aufzustellen. Doch auch in westliche Kulturen, wo wir definitiv Geld und Platz für ein eigenes Babyzimmer hätten, wird immer wieder darüber diskutiert, wo Babys am besten schlafen sollten. Soll das Baby ins Elternbett, ins Beistellbett, oder doch gleich ins eigene Babybett? Die kurze Antwort lautet: Richtig ist das, was für euch und eure Kinder passt. Wenn das das Familienbett, also das Baby im Elternbett, bedeutet, erkläre ich Dir hier, wie das richtig geht.
Themen des Beitrags
Baby im Elternbett – gefährlich?
Zusammenhang Co-Sleeping – SIDS Baby
Der häufigste Grund, warum Eltern ihr Baby nicht im Familienbett schlafen lassen, ist die Meinung, dass das gefährlich sein kann. Denn tatsächlich gibt es Studien, die ein bis zu dreifach erhöhtes Risiko für den plötzlichen Kindstod (SIDS) belegen, wenn ein Baby im Elternbett schläft. Statistisch gesehen könnte das Familienbett also gefährlich sein.
Tatsächlich gibt es aber auch genau gegenteilige Argumente, die das Schlafen neben den Eltern als sicher und förderlich für die Entwicklung darstellen. Solange Dein Baby im Elternbett einen entsprechenden Schutz hat und andere Faktoren berücksichtigt werden, sollte diese Statistik Dich weniger beunruhigen.
Statistik ist keine Ursachenforschung
Denn tatsächlich handelt es sich um eine statistische Korrelation, nicht um einen direkt belegten Zusammenhang. Konkret gesagt bedeutet das: Es kann auch auf andere Faktoren zurückzuführen sein, dass Kinder, die mit ihren Eltern im Bett schlafen, auch häufiger am plötzlichen Kindstod sterben. Zum Beispiel kommen viele solcher Forschungsergebnisse aus den USA, wo vor allem Kinder sozial benachteiligter Familien im Elternbett schlafen. Es besteht auch ein statistischer Zusammenhang zwischen niedrigem Sozialniveau und SIDS. Was genau nun ursächlich ist, ist nicht geklärt.
Zudem berücksichtigen diese Studien nicht die weiteren Umstände, unter denen ein Baby im Elternbett verstorben ist. So wird zum Beispiel ein Fall, bei dem ein Säugling nur für eine Nacht dort geschlafen hat und in dieser Nacht an SIDS gestorben ist, um in die Statistik aufgenommen zu werden. So etwas passiert zum Beispiel, wenn ein Baby krank ist und die Eltern es deshalb mitnehmen. Mit sicherem Co-Sleeping hat das oft wenig zu tun. Auch welche Sicherheitsmaßnahmen getroffen wurden, um das Kind sicher im Bett der Eltern schlafen zu lassen, fließt nicht in die Statistik ein. Es ist also zweifelhaft, ob ein Familienbett unter den richtigen Bedingungen das Risiko des plötzlichen Kindstodes tatsächlich erhöht – oder vielleicht sogar senken kann!
Schlafen im Elternbett als Schutz vor SIDS
Denn als sicher gilt, dass ein Baby in den ersten Lebensmonaten ins Schlafzimmer der Eltern gehört und nicht allein ins Kinderzimmer. Im Kinderzimmer, so die Forscher, schlafen Babys sehr tief und würden nicht aufwachen, wenn sie keine Luft mehr bekämen. Je näher eine Mutter außerdem an ihrem Kind schläft, desto schneller und zuverlässiger kann sie reagieren. Vor allem bei gestillten Kindern macht das einen großen Unterschied für die Stillbeziehung – Co-Sleeping-Stillbeziehungen sind nachweislich weniger problembehaftet und dauern länger an. Und Stillen gilt aus wichtiger Faktor gegen den plötzlichen Kindstod.
Viel sinnvoller als allgemeine Panikmache vor dem gemeinsamen Schlafen scheint darum zu sein, über die sicheren Rahmenbedingungen für das Familienbett aufzuklären.
Sicher schlafen im Familienbett
Viele Babys starten übrigens die Nacht im Beistellbett und landen dann am Ende doch direkt neben Mamas Brust. Besser ist es also, sich vorab über die wichtigen Faktoren für sicheres Schlafen im Elternbett zu informieren. Einige davon gelten auch, wenn das Baby im eigenen Bett, aber im selben Zimmer schläft.
1. Weg mit Kissen, Decken und Kuscheltieren
Eine der größten Gefahren für Babys ist, dass sie im Schlaf ersticken. Wenn sich eine Decke, ein Kissen oder Kuscheltier über die Atemwege legt, kann das die Luftzufuhr stark einschränken oder sogar komplett unterbinden. Im Gegensatz zu älteren Kindern oder Erwachsenen wachen Säuglinge dann nicht immer auf und versuchen, eine Lösung zu finden. Stattdessen staut sich ausgeatmetes CO2 und irgendwann reicht der Sauerstoff nicht mehr aus.
Deshalb solltest Du unbedingt dafür sorgen, dass nichts in der unmittelbaren Nähe des Babys liegt, was sein Gesicht überdecken könnte: Ein Baby sollte immer in einem Schlafsack in angemessener Größe schlafen, nicht unter einer Decke. Auch ein Kissen, Kuscheltiere, Kuscheldecke oder ähnliches hat dort nichts zu suchen. Wenn Du zum Beispiel ein Babykissen gegen einen flachen Hinterkopf verwenden möchtest, stecke es am besten unter das Spannbettlaken. So kann es nicht über das Gesicht des Kindes rutschen.
Das gilt fürs Babybett übrigens genauso wie fürs Elternbett.
2. Abstand zum Baby
Du selbst schläfst vermutlich mit Kissen und Decke. Dann solltest Du unbedingt dafür sorgen, dass diese nicht über das Baby geraten können. Decke also Dein Kind nicht mit Deiner Decke zu lass Dein Kissen nicht zwischen Dich und das Baby geraten. Am sichersten ist es, wenn Du unter dem Spannbettlaken eine Art Absperrung mit einem Stillkissen oder ähnlichem baust.
Viele Mütter sind in den ersten Monaten und Jahren mit Säugling sehr aufmerksam, auch im Schlaf. Sie bewegen sich wenig und werden von jeder kleinsten Veränderung wach. In diesem Fall kann es vielleicht ausreichen, das eigene Kissen wegzulassen und Dich nicht bis über die Schultern zuzudecken. Achte darauf, dass Dein Baby immer auf Augenhöhe mit Dir liegt.
3. Herausfallschutz
Auf der anderen Seite brauchst Du natürlich ebenfalls eine Sicherung für das Baby, denn früher oder später wird es anfangen, sich zu drehen. Dann könnte es aus dem Bett fallen. Darum solltest Du das Elternbett entweder unmittelbar an die Wand stellen, oder ein Bettgitter anschaffen und frühzeitig anbringen.
Der Papa oder ein anderes Geschwisterchen als Herausfallschutz sind dabei keine gute Idee. Die haben oft einen viel tieferen Schlaf als wir Mamas und könnten sich versehentlich auf das Baby legen oder es mit der Decke überdecken. Auch Haustiere sind im Familienbett tabu.
4. Bitte nicht rauchen, kein Alkohol oder Drogen
Studien zeigen, dass das Risiko für den plötzlichen Kindstod um das 6-fache steigt, wenn ein Baby im Elternbett rauchender Eltern schläft. Im Idealfall sollten Eltern ohnehin mit dem Rauchen aufhören, wenn sie Eltern werden. Denn schon der Passivrauch aus der Kleidung oder von den Händen der Eltern ist für Kinder ungesund. Wer das nicht schafft, sollte tatsächlich auf das Co-Sleeping verzichten.
Wenn ein Elternteil Alkohol getrunken hat oder unter dem Einfluss anderer Drogen steht, darf es nie (!) neben einem Säugling schlafen. Denn das beeinträchtigt die Reaktionsfähigkeit dermaßen, dass eine direkte Gefahr fürs Baby bestehen kann.
5. Die richtige Matratze
Sicher ist Dir schon mal aufgefallen, wie dünn und hart Matratzen für Babybetten sind. Das hat gute Gründe. Babys und Kleinkinder sollten hart liegen, damit sie nicht zu weit in die Matratze einsinken. Das ist besser für die kleine Wirbelsäule, die noch sehr viel Unterstützung braucht. Aber auch im Bezug auf den plötzlichen Kindstod könnte es von Relevanz sein. Manche gehen davon aus, dass Kinder mit dem Gesicht zu weit einsinken könnten, wenn die Matratze weich ist und sie auf Bauch oder Seite liegen – und so die Sauerstoffzufuhr beeinträchtigt wird.
In jedem Fall sollte die Matratze im Familienbett hart und neu sein. Auf keinen Fall dürfen Babys mit den Eltern auf einer Schlafcouch oder in einem Wasserbett schlafen. Eine Bettritze darf es im Schlafbereich des Babys nicht geben.
6. Kühles Schlafzimmer
Eine zu warme Schlafumgebung gilt ebenfalls als Risikofaktor für SIDS, die ideale Raumtemperatur in einem Schlafzimmer mit Baby beträgt 16-18°C.
7. Baby in Rückenlage
Statistisch gesehen ist das Schlafen auf dem Rücken für Babys am sichersten bezüglich SIDS. Hier hast Du im Familienbett einen großen Vorteil: Immer, wenn Du aufwachst, kannst Du kurz die Schlafposition Deines Babys prüfen – und gegebenenfalls korrigieren.
Fazit: Unter den richtigen Bedingungen ist Co-Sleeping sicher
Wenn Du Dich an diese Vorgaben hältst, kannst Du also ohne Bedenken Deiner Intuition folgen und Dein Baby im Elternbett schlafen lassen. Vielleicht musst Du mit dem einen oder anderen doofen Kommentar oder schiefen Blick rechnen, vor allem aus der Generation unserer Eltern und Großeltern. Aber Du hast auf jeden Fall gute Argumente, warum Dein Baby im Bett neben Dir sicher ist und sogar davon profitiert, bei Mama schlafen zu dürfen.
Hast Du Erfahrungen mit einem Baby im Elternbett? Wie habt ihr das Schlafarrangement in den ersten 12 Monaten gelöst? Erzähl es mir in den Kommentaren!
Quellen:
- UNICEF.ORG: The latest bed-sharing research is outlined here. For guidance on discussing co-sleeping with parents, read our Co-Sleeping and SIDS: A Guide for Health Professionals leaflet. Stand 02.04.2022
- Carpenter, R; McGarvey, C; Mitchell, EA; Tappin, DM; Vennemann, MM; Smuk, M; Carpenter, JR; (2013) Bed sharing when parents do notsmoke: is there a risk of SIDS? Anindividual level analysis of five majorcase–control studies. BMJ Open, 3. e002299. ISSN 2044-6055 DOI: https://doi.org/10.1136/bmjopen-2012-002299
- American Academy of Paediatrics: Study: Breastfeeding for at least 2 months decreases risk of SIDS : October 30, 2017.
Auf Pinterest merken:
Wir hatten drei Babybetten vor der Geburr besorgt – Beistellbett, Stubenwagen und ein Gitterbett für später.
Unsere Kleine kam auf die Welt und hat von der ersten Nacht an klar gemacht, dass sie keine Absichten hegt, getrennt von Mama zu schlafen.
Mir war es schon lange, bevor ich tatsächlich schwanger und Mutter wurde, wichtig, die Eltern-Kind-Beziehung nicht ausschließlich auf die Bedürfnisse der Eltern auszurichten, sondern nach Möglichkeit die Bedürfnisse des Kindes in den Vordergrund zu stellen.
Ich bin leidenschaftliche Bauchschläferin und hatte mich nach Monaten der Bauchdiktatur unwahrscheinlich auf friedvolles Schlafen nach meinem Gusto gefreut, aber für mich keinen triftigen Grund gefunden, meiner Tochter ihr so deutlich geäußertes Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit während des Schlafens zu verweigern und so ist sie meine Bettgenossin geworden (Papa schläft wegen Schnarchen und anderem ohnehin im eigenen Schlafzimmer).
Ich muss ehrlich sagen, dass ich teils gravierende Schlafstörungen seit meinem 16. Lebensjahr habe, die mit der kleinen Beischläferin deutlich besser geworden sind.
Sie ist nur auch nach zwei Jahren nicht wirklich am Alleineschlafen interessiert und für November hat sich Nummer 2 angemeldet, wenn das auch lieber bei Mama schlafen möchte wird’s schwierig, weil Baby und Geschwisterkind keine gute Kombi fürs Familienbett sind.
Für mich wurde aus Notwendigkeit eine wirklich positive Erfahrung. Gerade, wenn Kinder älter werden, kann man sie im schlafenden Zustand manchmal viel besser genießen 🙂
Hallo Lisa,
das entspricht genau meiner Erfahrung: Ich hatte mir vor der Geburt auch vorgestellt, dass mein Sohn im Beistellbett schläft. Maximal 6 Monate, dann solle er ins eigene Zimmer ziehen. Als er dann da war, kam es auch für mich gar nicht in Frage, ihn auszuquartieren. Und zu den Geschwistern im Elternbett: Das ist überhaupt kein Problem, solange das Bett groß genug und sicher ist. Einfach ein Kind auf die eine Seite, das andere auf die andere. Auch da spreche ich aus Erfahrung. Ich hätte es auch nicht gedacht, aber bei uns hat das Baby den damals 4-jährigen nie geweckt, egal wie sehr es geschrien hat.
Viele Grüße und alles Gute,
Hanna