Als unser Kind 2 Jahre alt war, sind wir von der Stadt aufs Land gezogen und plötzlich war ein Thema ganz groß: Fahrrad fahren. Bisher hatten wir immer Bus und Bahn genutzt, doch die standen jetzt nicht mehr zur Verfügung. Bis dahin hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht über die Frage, ob ein Baby im Fahrradsitz eigentlich sicher aufgehoben ist und ab wann das ratsam ist.
Was Du beim Fahrradfahren mit Baby beachten solltest, ab wann ein Fahrradsitz gut ist und welche Alternativen Du hast, erfährst Du im folgenden Beitrag.
Themen des Beitrags
Baby im Fahrradsitz – ab wann ist das erlaubt?
Ganz kleine Babys können und sollen noch nicht sitzen. Während man in vergangenen Generationen regelmäßig mit den Babys geübt hat, sich hinzusetzten, warnen Experten heute oft genau davor.
Ein Baby sollte erst dann aufrecht sitzen, wenn es sich von selbst in diese Position bringen und darin halten kann.
Denn vorher sind die Rückenmuskeln noch nicht stark genug aufgeprägt, um der Belastung auf die Bandscheiben, die durch die Schwerkraft entstehen, entgegenzuhalten. Langfristig könnte das unbequem werden, zu Schmerzen oder sogar Schäden an den Bandscheiben führen.
Für den Fahrradsitz gilt das doppelt. Denn hier sitzt Dein Baby nicht nur aufrecht, sondern ist auch regelmäßig Erschütterungen durch das Fahren ausgesetzt. Um diese Stöße abfedern zu können, muss die Rückenmuskulatur ausreichend gestärkt sein – und das ist frühestens ab dem Sitzalter der Fall.
Aber hier gilt, wie bei so vielem, die Menge macht das Gift. So spricht wohl nichts dagegen, auch mit 6 Monaten schon eine Testfahrt über den Hof oder um den Block zu machen, während längere Fahradtouren noch tabu sind.
Was muss ein guter Fahrradsitz können?
Wenn Du nun einen Fahrradsitz kaufen möchtest, dann solltest Du darauf achten, dass er folgenden Kriterien entspricht:
- eingebaute Federung
- Lehne nach hinten neigbar
- muss Größe und Gewicht des Kindes entsprechen
- Sitzfläche sollte einen Höcker im Sitzbereich haben
- Sicherheitsgurt, am besten 5-Punkt-Gurt
- anpassbare Fußstützen oder Fußriemen, damit Füße nicht in die Speichen geraten ( DIN EN 14344 Norm erfüllen)
Mein Tipp & Empfehlung
Der Britax Römer Jockey Relax Fahrradsitz erfüllt nicht nur all diese Anforderungen, er hat auch als einziger Kinderfahrradsitz sowohl bei aktuellen Tests der Stiftung Warentest, als auch der ÖKO-Test mit am besten abgeschnitten.
Der Fahrradsitz wird hinten mit einem stabilen Federstahlbügel unter Deinem Sitz an der Stange angebracht, sodass er frei über dem Gepäckträger steht.
Bei einer Neuanschaffung macht es immer Sinn, sich solche Testergebnisse zu Herzen zu nehmen. Denn nicht alle Mängel und Gefahrpunkte fallen dem normalen Nutzer gleich auf und fließen in das Bewertungsergebnis großer Online-Shops ein.
Pro und Contra Argumente vom Fahrradsitz
Vorteile | Nachteile |
+ wenig Eigengewicht | – weniger Sicherheit |
+ wenig Platzbedarf | – veränderte Fahreigenschaften |
+ einfache Handhabung | – kein Witterungsschutz |
+ Kommunikation mit Kind | – geringeres Höchstgewicht |
+ ab ca. 1 Jahr empfohlen | |
+ günstig in Anschaffung |
Hier geht es zu den meistverkauften Kindersitzen auf Amazon
Vorne oder hinten? Wo soll ich am besten den Fahrradsitz montieren?
Nun gibt es Fahrradsitze, die hinten auf dem Gepäckträger angebracht werden und solche, die an der vorderen Lenkstange befestigt werden. Die Fahrradsitze für vorne lassen sich außerdem in und gegen die Fahrtrichtung anbringen.
Am sichersten sitzt Dein Kind sicherlich hinten, denn bei einem Aufprall wird es in der Regel durch Dich geschützt. Auch vor Regen oder Wind schützt Du es durch Deinen Körper. Geh sicher, dass der Fahrradsitz für hinten über einen guten 5-Punkt-Gurt verfügt, denn Du kannst Dein Kind nicht immer im Auge haben.
Wenn der Fahrradsitz vorne angebracht wird, solltest Du ihn bei noch kleinen Kindern gegen die Fahrtrichtung anbringen, sodass Dein Kind Dich sehen kann. Denn analog zu Tragehilfen und Kinderwägen bewegt sich Dein Kind sonst mit sehr hoher Geschwindigkeit in die Welt hinein, ohne die versichernde Rückbestätigung einer Bezugsperson. Das kann sehr überfordernd sein und abends zu Schreiattacken führen.
Während die Fahrradsitze für hinten meist eine sehr hohe Lehne haben, ist die Lehne für vorne sehr kurz, damit Du beim Fahren darüber hinweg schauen kannst. Das ist für ältere Kinder okay, für die Kleinsten aber noch nicht so gut geeignet. Auch einen 5-Punkt-Sicherheitsgurt haben die Sitze für vorne kaum.
Bedenke auch, dass Fahrradsitze vorne immer etwas mehr Umstände bedeuten. Wenn das Kind zwischen Dir und der Lenkerstange sitzt, musst Du mit den Knien immer etwas nach außen treten, das kann sehr unbequem werden auf Dauer. Wenn es vor Deinem Lenker sitzt und zu Dir sieht, verändert das den Schwerpunkt und die Lenkeigenschaften des Rades. Und Du musst immer an Deinem Kind vorbei schauen, um den Verkehr im Auge zu behalten.
In jedem Fall sollte Dein Kind im Straßenverkehr immer einen Fahrradhelm tragen!
Oft ist es der (noch nicht) passende Helm, der den Zeitpunkt bestimmt, wann ein Baby auf dem Fahrrad mitfahren kann. Denn Größe XS passt meist nicht unter 6-9 Monaten, weil der Kopfumfang des Neugeborenen noch zu klein ist. Viele Fahrradhelme haben einen Mindest-Kopfumfang von 40-50 Zentimetern.
Gesetzlich besteht in Deutschland, anders als in Österreich, keine Helmpflicht auf dem Fahrrad, weder für Eltern, noch für Kinder.
Allerdings erhöht ein Fahrradhelm im Falle eines Unfalls die Chancen erheblich, diesen ohne Langzeitschäden zu überstehen.
In einem Test von ADAC und Stiftung Warentest schnitt 2016 der Nutcase Little Nutty Kinderhelm mit Bestnoten ab.
Der Fahrradanhänger als Alternative zum Fahrradsitz
Aus Sicherheitsgründen bevorzugen Eltern oft einen Fahrradanhänger anstatt eines Fahrradsitzes. Denn diese bieten ein großes Plus an Sicherheit im Vergleich zum Fahrradsitz. Durch das solide Metallgestell und den Überrollbügel stellen sie eine natürliche Knautschzone beim Aufprall dar.
Auch ein Heraus- oder Umfallen ist unwahrscheinlich bzw. erfolgt aus sehr geringer Höhe. Während ein Fahrrad mit Kind im Sitz leicht umkippt, bleibt ein guter Fahrradanhänger sogar stehen, wenn das Fahrrad umfällt.
Viele Kinder-Fahrranhänger ermöglichen auch das Anbringen einer Baby-Hängematte in der Du Dein Kind theoretisch von Anfang an auch liegend transportieren kannst – allerdings raten mittlerweile einige Experten davon ab, dies vor dem ersten Geburtstag zu tun.
Untersuchungen der Universität Wuppertal haben ergeben, dass dabei sehr hohe Belastungen auf den Körper der Babys wirken. Dabei wurden sehr hohe Werte gemessen, von bis zum Zehnfachen der Erdbeschleunigung ist die Rede. Allerdings wurden diese Tests mit ungefederten Fahrradanhängern gemacht. Fast gleichzeitig haben Forschungen in der Schweiz herausgefunden, dass gefederte Fahrradanhänger über 50% der Erschütterungen mindern und zum Teil weniger Belastung ausüben, als das beim Hüpfen von der Treppe der Fall ist.
Festhalten kann man also, dass gute Modelle über moderne Federungstechniken verfügen, die Abhilfe schaffen. Ob die gemessenen Kräfte und Erschütterungen im Fahrradanhänger tatsächlich zu Rückenschäden führen, ist unbekannt. Sicherheitshalber solltest Du aber Dein Baby vielleicht nicht zu lange im Fahrradanhänger mitnehmen und nicht zu schnell auf holprigen Wegen fahren, bis es etwa 1 Jahr alt ist.
Pro und Contra Liste für Fahrradanhänger
Vorteile | Nachteile |
+ sichere Beförderung | – belastend für Wirbelsäule |
+ auch für zwei Kinder | – nah an den Abgasen |
+ zusätzliche Transportmöglichkeit | – keine Kommunikation mit Kind |
+ Verwendung als Buggy / Jogger | – hohes Zusatzgewicht |
+ ab ca. 1 Jahr empfohlen | – großes Packmaß |
+ bequemes Sitzen / Liegen | – teuer in Anschaffung |
+ Regen- / Sonnenschutz |
Kindertransport mit Lastenrad
Mehr Infos und Preise für Lastenräder auf Amazon zeigen.
Manche Eltern setzen auch auf ein Lastenfahrrad als Alternative zum Fahrradsitz. Das sind Fahrräder, die vorne eine Achse mit zwei Rädern haben, auf der eine stabile Sitzeinheit angebracht wird. Für kleine Kinder ist das oft die schönste Art, transportiert zu werden, weil sie den fahrenden Elternteil dabei sehen und mit ihm sprechen können. Leider sind Lastenräder sehr teuer und nicht unbedingt für ganz kleine Kinder geeignet und schon gar nicht für Babys. Deshalb entscheiden sich die meisten Eltern auch am Ende eher zwischen Fahrradsitz und Fahrradanhänger.
Auf Pinterest merken:
Es gibt mittlerweile Lastenräder, die vollgefedert sind und in denen man Babyschalen sicher anbringen kann. Der Transport ist also vergleichbar mit dem Auto. Ab 3 Monaten kann man dann das Baby sicher transportieren. Das sollte hier aktualisiert werden.