Wenn ihr euch für ein Familienbett entschieden habt, kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem Dein Kind im eigenen Bett schläft. Doch wann ist dieser Zeitpunkt? Ab wann sollten Kinder im eigenen Bett schlafen. Die kurze Antwort ist: Es kommt darauf an. Die ausführliche Antwort findest Du in diesem Artikel. Um die Frage, ob ein Baby überhaupt im Elternbett schlafen darf, soll es dagegen hier nicht gehen.
Themen des Beitrags
Wie lange tut gemeinsames Schlafen Kindern gut?
Kinder profitieren relativ lange davon, im Elternbett schlafen zu dürfen. Nicht nur in den ersten 1-2 Lebensjahren schlafen sie gerne ganz nah und geborgen bei den Eltern, viele Kinder genießen diese Schlafumgebung auch weit ins Grundschulalter hinein – wenn man sie lässt. Denn in Deutschland hält sich immer noch das hartnäckige Gerücht, man würde Kinder verwöhnen oder verzärteln, ihnen also kurz gesagt schaden, wenn man sie nicht möglichst früh zur Selbstständigkeit erzieht. Unter diesem gesellschaftlichen Dogma quartieren Eltern ihre Kinder häufig früher aus, als es die Situation erfordern würde.
Weil Kinder anpassungsfähig sind, gewöhnen sie sich oft nach kurzer Zeit ans Alleine-Schlafen und akzeptieren die neue Schlafsituation als “normal”. Wenn sie nachts ins Elternbett kommen, weil sie Albträume haben oder alleine nicht mehr einschlafen können, plagt sie ein schlechtes Gewissen, weil es ja anders von ihnen erwartet wird. Mit Aussagen wie “Nur Babys schlafen bei Mama und Papa im Bett!” kann man als Eltern den Druck weiter erhöhen. Nur, weil ein Kind dann vielleicht selten oder gar nicht mehr im Familienbett schläft, bedeutet das nicht, dass es dazu wirklich bereit war.
Wie lange tut gemeinsames Schlafen den Eltern gut?
Andererseits sind die nächtlichen Bedürfnisse eines Kindes nach Schutz und Geborgenheit nicht das einzige, was ihr bei der Entscheidung in Betracht ziehen solltet. Wenn ihr euch als Elternpaar nicht einig seid und das Familienbett häufig zu Streit führt, wenn jemand dadurch schlecht schläft oder Geschwisterkinder sich gegenseitig wecken, kann das durchaus ein Grund sein, dass ein Kind im eigenen Bett bzw. Zimmer schläft. Während einer erneuten Schwangerschaft zum Beispiel kann ein Familienbett sehr belastend sein. Vor allem, wenn ein Kind sich sehr viel bewegt und dabei auch den Babybauch erwischt.
Ein recht unplausibles Argument gegen langes Co-Sleeping scheint mir dagegen die Privatsphäre und Intimität der Eltern. Wenn in einem Haus genug Platz für ein eigenes Kinderzimmer ist, lässt sich bestimmt auch ein anderer Ort für Sexualität finden als das Elternbett. Ganz nach dem Motto “Wo ein Wille, da auch ein Weg”.
Auf der anderen Seite geht es vielen Eltern, vor allem Müttern, viel besser, wenn sie ihre Kinder nachts in ihrer Nähe wissen. Auch wir Erwachsenen haben ja das Bedürfnis nach Gemeinschaft und Familienzugehörigkeit, das durch das ausgiebige Kuscheln im gemeinsamen Bett befriedigt wird. Wenn es Dir so geht und Dein(e) Kind(er) gerne bei Dir schlafen, solltest Du Dich nicht durch irgendwelche Vorurteile oder gesellschaftlichen Druck zu etwas anderem bewegen lassen.
Warum sollten Kinder alleine schlafen?
Wenn Du oder Dein Partner das Gefühl haben, euer Kind sollte jetzt langsam mal lernen, alleine zu schlafen, stelle als erstes die Frage: Warum sollten Kinder überhaupt alleine schlafen? Welche Ängste stehen bei Dir oder Deinem Partner vielleicht hinter diesem Anspruch? Habt ihr Angst, dass euer Kind ewig “am Rockzipfel hängt” und keine Selbstständigkeit entwickeln wird? Dazu kann ich nur sagen: Nachts schlafen Kinder in der Regel und tun wenig selbstständige Dinge. Tagsüber dagegen gibt es vom Aufstehen bis zum Bettfertig machen unzählige Gelegenheiten, zu denen Dein Kind Unabhängigkeit unter Beweis stellen kann.
Viele Menschen schlafen übrigens selbst im Erwachsenenalter noch nicht alleine, sondern suchen nach einem Partner, mit dem sie das Bett teilen können. Hier rätselt niemand darüber, ob diese Erwachsenen zu wenig Selbstständigkeit an den Tag legen.
Bei meiner Recherche habe ich keine Hinweise dafür gefunden, dass langes Co-Sleeping psychologisch zu Schäden führen kann. Wenn Dein Kind wirklich ungewöhnlich lange im Familienbett schlafen will, solltest Du Dir vielmehr die Frage stellen, woran das liegt – anstatt es zum Auszug zu zwingen. Das einzige Argument gegen das Familienbett gilt in den ersten 12 Lebensmonaten – dann lauten die offiziellen Empfehlungen, dass ein Baby im Beistellbett schlafen sollte, um das Risiko für den plötzlichen Kindstod zu verringern. Alternativ solltest Du in dieser Zeit darauf achten, die Umgebung im Familienbett entsprechend zu gestalten.
Wie lange sollte ein Kind bei den Eltern im Bett schlafen?
Wusstest Du, dass diese Frage in verschiedenen Kulturen ganz unterschiedlich beantwortet wird – und sich in ärmeren Ländern nicht einmal stellt, weil Kinder hier kein eigenes Zimmer haben?
Viele Quellen in deutscher Sprache sind der Meinung, dass Kinder ab dem Grundschulalter, also mit 6-7 Jahren, die Zeit gekommen ist, im eigenen Bett zu schlafen. Tatsächlich möchten viele Kinder im Alter zwischen 4-8 Jahre von sich aus ein eigenes Zimmer, in dem sie auch schlafen. Sie bekommen von Altersgenossen mit, dass es dort so ist und ahmen es einfach nach. Wenn ein Kind selbst den Wunsch äußert, aus dem Familienbett auszuziehen, ist das natürlich am besten.
Doch was, wenn das nicht passiert? Ich habe bei unserem großen Sohn im Verlauf seiner Kindergartenzeit mehrmals versucht, ihn zum Auszug aus dem Familienbett zu bewegen – während sein kleiner Bruder weiterhin bei uns schlafen durfte. Er hat zwar jedes Mal widerwillig mitgespielt, allerdings musste ich in dieser Zeit immer feststellen, dass ein Verhalten tagsüber sehr unangenehm und teils sogar aggressiv wurde. Daraus folgerte ich jedes Mal, dass er emotional einfach noch nicht so weit war, von seiner Familie getrennt zu schlafen.
Sein kleiner Bruder schläft übrigens seit etwa seinem 2. Geburtstag im eigenen Bett – aber direkt neben unserem, sodass er morgens gleich zu uns ins Bett kommen kann. Er schläft dort viel besser und ruhiger als bei uns – so unterschiedlich können Kinder sein. Das ist in meinen Augen der Hauptgrund, warum sich die Frage, ab wann ein Kind alleine im Bett schlafen sollte, nicht pauschal beantworten lässt.
Bedenke, dass ein Kind, das sich genötigt sieht, alleine zu schlafen, bevor es so weit ist, kein gutes Verhältnis zum eigenen Bett entwickeln wird. Ich kenne viele Kinder, die zwar früh “alleine schlafen”, aber jede Nacht zu den Eltern ins Bett kommen, weil sie einfach nicht alleine wieder einschlafen können.
Wie bekomme ich mein Kind dazu, im eigenen Bett zu schlafen?
Bei manchen Kindern ist es aber auch so, dass sie einfach nur den sprichwörtlichen Schubs, also den richtigen Anreiz, brauchen, um im eigenen Bett schlafen zu können. Einen Versuch ist es allemal wert. Aber wie bekommt man ein Kind dazu, gerne im eigenen Bett zu schlafen?
Welche Maßnahmen genau Du versuchst, hängt vom Alter Deines Kindes ab. Wenn ein Kind mit 7 Monaten alleine schlafen soll, ist das etwas ganz anderes als bei einem Kind mit 7 Jahren. Lies Dir also einfach die folgenden Tipps durch und entscheide, was für euch passen könnte.
Vorbereitung
Schon ab etwa einem Jahr verstehen Kleinkinder sehr viel mehr, als wir glauben. Auch, wenn der aktive Wortschatz meist noch auf sich warten lässt oder noch recht unverständlich ausgesprochen wird, der passive Wortschaft, also das, was sie verstehen, ist schon recht ausgeprägt. Es kann also nie schaden, vorab mit Deinem Kind zu sprechen und ihm genau zu erklären, was wann passieren soll. Ab welchem Tag soll es im eigenen Bett schlafen? Warum wollt ihr Eltern das bzw. warum ist das eine tolle Sache? Wie genau wird das zu Bett Bringen ablaufen? Je öfter ihr den Ablauf verbal durchgeht, desto sicherer wird sich ein Kind dann im Ernstfall damit fühlen.
Wenn Dein Kind schon etwas größer ist, kannst Du ihm auch erklären, dass ihr als Eltern immer verfügbar seid, auch wenn ihr nicht im selben Zimmer schlaft. Vereinbart, ob und wie euer Kind zu euch kommen kann. Auch ein Babyfon kann hilfreich sein. Erkläre Deinem Kind, dass ihr darüber immer hört, wenn es weint, oder – bei einem Videofon – sogar seht, wenn es sich bewegt. Probiert das Babyfon gemeinsam aus, sodass Dein Kind versteht, wie es funktioniert. Wenn ihr kein Babyfon zuhause habt und es nur übergangsweise verwenden wollt, klappt das auch mit dem Smartphone und einer Babyphone App. Mit einem einfachen Download im App Store kannst Du Dein Smartphone in ein Babyphone verwandeln. Bedenke aber, dass es dann weit genug von Deinem Kind entfernt stehen sollte, weil ein Smartphone permanent Strahlung abgibt.
Tagsüber im Kinderzimmer sein
Die allermeisten Menschen schlafen an Orten besser, die ihnen vertraut sind. Das gilt natürlich auch für unsere Kinder. Je häufiger ihr euch also auch tagsüber im Kinderzimmer aufhaltet und es euch dort gemütlich macht, desto wohler wird sich Dein Kind auch abends dort fühlen. Allerdings solltest Du vorsichtig sein, wenn beim Schlafengehen überall Spielzeug herumliegt. Das kann ablenken und dazu animieren, das Bett wieder zu verlassen.
Rituale
Wenn Du Dein Kind noch im Babyalter ans eigene Bett bzw. Kinderzimmer gewöhnen möchtest, wird häufig empfohlen, das mit etwa 7 Monaten zu tun. Denn nach dieser Zeit hat sich schon ein gewisses Maß an Urvertrauen entwickelt. Auch der Tag-Nacht-Rhythmus hat sich mittlerweile besser eingependelt – was allerdings nicht heißt, dass Kinder in diesem Alter durchschlafen. Die meisten brauchen immer wieder die Rückversicherung der Eltern und mehrere Mahlzeiten pro Nacht.
In jedem Alter helfen beim Übergang zum Alleineschlafen Rituale, um die nötige Sicherheit zu geben. Stillen, Vorlesen, ein Hörspiel oder eine Traumreise, Singen, im Arm Wiegen oder (gemeinsam) ein Gebet aufsagen. Egal, was Deinem Baby oder Kind im Elternbett geholfen hat, dasselbe solltest Du auch im eigenen Bett weiterführen. Bei älteren Kindern kannst Du auch zur Umgewöhnung ein neues, besonderes Ritual einführen, sodass die Konnotation mit dem eigenen Bett gleich eine positive ist.
Einschlafbegleitung
Viele Kinder wollen bis weit ins Grundschulalter eine Bezugsperson anwesend haben, bis sie eingeschlafen sind. Das verhindert, dass Kinder Angst bekommen oder unruhig werden während der Einschlafphase. Und auch, wenn es für uns Eltern oft nervenaufreibend und anstrengend ist, ist es für viele Kinder der beste Weg – allerdings nicht für alle. Es gibt auch Kinder, die am besten und schnellsten einschlafen, wenn niemand sonst im Raum ist. Probier einfach aus, was für euch klappt. Schreien oder in den Schlaf weinen lassen sollte dabei aber nie eine Option sein, denn das schadet Babys und Kleinkindern nachweislich!
Zimmer einrichten
Bei Kindern ab etwa 3 Jahren kann es Wunder wirken, das Kinderzimmer gemeinsam einzurichten und umzugestalten. Vielleicht klebt ihr gemeinsam Leuchtsterne über das Kinderbett, sodass nachts ein strahlender Sternenhimmel entsteht. Oder ihr kauft eine Tapete oder ein Poster der aktuellen Lieblingsserie? Rede mit Deinem Kind und finde heraus, was ihn begeistern würde – genug, um vielleicht im Kinderzimmer auch schlafen zu wollen.
Attraktives Kinderbett
Ganz wichtig ist dabei natürlich auch der Ort, wo es schlafen soll, selbst. Wenn ihr noch kein Kinderbett habt, wählt gemeinsam eines aus, das Deinem Kind wirklich gefällt. Die Auswahl ist dabei vor allem online groß genug! Viele Kleinkinder wünschen sich ein Hochbett. Dazu solltest Du wissen, dass im Zusammenhang mit Hochbetten relativ viele Unfälle passieren. Vielleicht ist ein Hausbett, ein Tipibett oder ein Autobett eine bessere Wahl?
Wenn ihr schon ein gutes, geeignetes Kinderbett im Kinderzimmer habt, könnte eine Erweiterung durch einen Betthimmel oder Betttunnel dieses Bett attraktiver machen. Auch eine kindgerechte Bettwäsche kann ein Kind dazu animieren, darin schlafen zu wollen.
Geschwisterbett
Je nach Temperament und der Bindung zwischen Geschwistern könnte auch ein gemeinsamer Auszug eine Möglichkeit sein. Ältere Kinder können gemeinsam in einem sog. Geschwisterbett schlafen – oder jedes in seinem eigenen Bett, aber im gleichen Zimmer. So fühlen sie sich nicht allein oder ausquartiert, sondern erleben ein gemeinsames Abenteuer.
Fazit: Alles zu seiner Zeit
Zusammenfassend lässt sich also kein konkretes Alter angeben, ab wann Kinder im eigenen Bett schlafen sollten. Während einige das schon im Babyalter problemlos schaffen, brauchen andere bis zum Grundschulalter oder länger, bis sie ohne die Nähe der Eltern ein- und durchschlafen können. Anstatt Dich von gesellschaftlichen Vorstellungen unter Druck setzen zu lassen, solltest Du lieber die Bedürfnisse von euch Eltern und eures Kindes abwägen und eine Entscheidung treffen, die für euch wirklich passt.
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