Die Entwicklung eines Babys ist faszinierend und Du verfolgst mit Spannung die Meilensteine, die Dein Kind erreicht. Eine wichtige Etappe, die viele Eltern neugierig macht, ist der Moment, in dem ihr Baby stehen kann.
Doch ab wann ist es eigentlich so weit? Und können bzw. dürfen wir Eltern in diesem Prozess unterstützen? In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit der Frage beschäftigen, ab welchem Zeitpunkt Babys in der Lage sind, auf ihren Beinen zu stehen, welche Faktoren dabei eine Rolle spielen und ob wir Eltern sie in diesem aufregenden Entwicklungsprozess unterstützen können.
Themen des Beitrags
Motorische Meilensteine und Voraussetzungen für das Stehen
Bevor Dein Kind stehen lernt, gibt es einige Meilensteine in der Motorik zu bewältigen. Die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten beginnt bereits im Mutterleib und setzt sich nach der Geburt in rasantem Tempo fort. Die zunächst reflexhaften Bewegungen werden im Laufe der Monate immer zielgerichteter. Diese Fähigkeiten bilden sich ganz selbstverständlich heraus. Was anfangs wie planloses Zappeln aussieht, ist tatsächlich Baby-Workout, um all diese wichtigen Grundvoraussetzungen zu trainieren. In der Regel ist es so, dass Dein Kind vom Rollen ins Sitzen kommt, dann lernt es zu robben und zu krabbeln, bis es dann stehen und schließlich laufen kann. Hier findest Du einen Entwicklungskalender, der Dir eine Orientierung gibt.
Aufrichten und Stehen sind komplexe motorische Leistungen. Nicht nur die Muskeln, Knochen, Bänder und Sehnen müssen stark genug sein, damit Dein Kind sich aufrecht halten kann. Auch das Gehirn spielt eine wichtige Rolle, denn diese komplexen Bewegungsabläufe müssen koordiniert werden, und auch der Gleichgewichtssinn und die Balance müssen entsprechend ausgebildet sein. Die Greiffähigkeit spielt ebenfalls eine Rolle, damit Dein Kind sich an Dir oder an Gegenständen festhalten kann.
Ganz wichtig: bitte versuche nicht, Deinem Kind gezielt zu helfen, damit es möglichst früh steht. Ein Kind darf erst stehen, wenn es sich selbst aufrichten kann, d.h. wenn alle oben genannten Faktoren erfüllt sind.
Individuelle Unterschiede und Variationen
Es gibt grobe Richtwerte für die einzelnen Entwicklungsschritte, aber jedes Kind ist unterschiedlich und hat sein ganz eigenes Tempo. Manche Kinder lassen sogar einen Schritt aus und gehen gleich zum übernächsten weiter, z.B. vom Robben zum Laufen, ohne dazwischen zu krabbeln. Lasse Dich also bitte nicht verunsichern, wenn Dein Baby noch nicht so weit ist. Du kannst und sollst Dein Kind natürlich spielerisch unterstützen, dazu später mehr, aber es geht nicht um den Vergleich mit anderen Kindern. Solange Deine Kinderärztin in den Vorsorgeuntersuchungen keine Auffälligkeiten in der Entwicklung feststellt, ist alles in Ordnung und Du darfst Deinem Baby die Zeit geben, die es braucht.
Durchschnittliches Alter, in dem Babys stehen können
Wenn Kinder sicher sitzen können, ist der Schritt, sich an den Beinen der Eltern oder an Möbelstücken hochzuziehen, meist nicht mehr weit. Oft fangen Kinder im Alter von acht bis neun Monaten damit an, aber es gibt – wie oben beschrieben – auch die Abweichungen. Du wirst Dein Kind nur schwer stoppen können, wenn es bereits früher stehen möchte, aber Du solltest es auch nicht dazu motivieren. Und es gibt die Kinder, die sich erst mit elf oder zwölf Monaten sicher genug fühlen, um sich hochzuziehen und erste Versuche mit dem Stehen zu machen.
Wie kannst Du Dein Kind bei der Entwicklung des Stehens unterstützen?
Der wichtigste Tipp vorab: Indem Du ruhig und gelassen bleibst und Deinem Kind sein individuelles Tempo zugestehst, unterstützt Du Dein Kind am besten. Du darfst Deinem Baby vertrauen, es spürt, wann es so weit ist und wird ganz von alleine erste Versuche starten.
Es gibt natürlich viele kleine Gelegenheiten, Dein Kind in seiner Entwicklung zu fördern, wobei gilt, dass das spielerisch geschehen sollte. Baby-Workouts sind in erster Linie Spaß, der Muskelaufbau ist ein natürlicher Nebeneffekt eures gemeinsamen Spiels. Jede Bewegung stärkt Muskulatur, Knochen und die Koordinationsfähigkeit und unterstützt so die Motorik.
Wenn Du Deinem Kind zu viel an Bewegungen abnimmst und so verhinderst, dass es selbst die notwendigen Entwicklungsschritte geht, kann das dazu führen, dass es eine geringe Frustrationstoleranz entwickelt. Es erwartet, dass Du ihm hilfst, sich aus einer Situation zu befreien. Dagegen ist grundsätzlich gar nichts zu sagen, aber es ist wichtig, dass Dein Kind sich selbst anstrengt. Nur so kann es sich wirklich gesund entwickeln und das ist es, was wir alle wollen: ein gesundes, starkes Kind, das sich gut bewegen kann. Schaffe kleine Bewegungsanreize, die Dein Kind motivieren, sich zu bewegen. Du kannst zum Beispiel ein interessantes Spielzeug gerade so außerhalb der Reichweite Deines Kindes legen, damit es sich etwas anstrengen muss, um es zu erreichen.
Lauflernhilfen
Du hast sicher schon von den sogenannten Lauflernhilfen gehört. Es gibt unterschiedliche Modelle, die von Fachleuten unterschiedlich beurteilt werden.
Gehfrei
Ein Gehfrei ist ein Gestell mit Rollen und einem Sitz, in den das Kind gesetzt wird. Es hängt praktisch in diesem Sitz und kann sich dann mit den Beinen auf dem Boden vorwärts bewegen. Einen ausführlichen Artikel Thema “Gehfrei” findest Du hier. Kurze Zusammenfassung: ein Gehfrei ist vollkommen ungeeignet und kann sogar gefährlich sein.
Laufwagen
Anders sieht es da aus bei den Lauflernwagen. Das ist sozusagen ein Rollator für Kinder: ein kleiner Wagen mit einem Schiebegriff, an dem sich die Kinder festhalten können. Es gibt sehr unterschiedliche Modelle, aus Plastik und aus Holz. Preislich bewegen sie sich zwischen ca. 30 Euro für die einfache Variante aus Plastik, bis zu hochwertigen Modellen aus unbehandeltem Holz mit integrierten Spielideen für deutlich über 100 Euro. Wenn Du Dir einen guten Überblick verschaffen möchtest, dann findest Du hier Lauflernwagen schon ab 19,99€.
Diese Lauflernwagen sind allerdings nicht geeignet für erste Stehversuche, dafür sollten Kinder etwas festes, verlässliches zum Festhalten haben. Erst, wenn Dein Kind sicher stehen kann und anfängt, andere Gegenstände herumzuschieben und hinterherzulaufen, kann ein Lauflernwagen eine Ergänzung sein. Lasse Dein Kind bitte auf keinen Fall unbeaufsichtigt mit dem Laufwagen. Die Gefahr, dass das Kind damit umkippt und sich verletzt, ist immer gegeben, unabhängig von der Qualität. Außerdem sollte Dein Kind anfangs nur eine begrenzte Zeit an dem Wagen stehen bzw. damit gehen.
Sichere Umgebung
Deine Aufgabe ist es, Deinem Kind eine sichere Umgebung zu schaffen, damit es sich ausprobieren kann und sich nicht verletzt, wenn es stürzt. Was unweigerlich passieren wird. Du kannst Vorsorge treffen, indem Du die Umgebung so sicher wie möglich gestaltest, scharfe Kanten polsterst und z.B. Fliesen mit einem weichen Teppich bedeckst, Treppen absicherst durch Gitter und darauf achtest, dass die Möbel kippsicher sind. Dazu gehört auch, dass Du Wege schaffst, auf denen Dein Kind sich mit dem Laufwagen bewegen kann, denn was nützt der beste Laufwagen, wenn kein Platz vorhanden ist?
Fazit
Wie stets bei der kindlichen Entwicklung gibt es keine präzisen Richtwerte. Einige Kinder fangen früher an, andere wiederum sind eher Spätstarter. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo und Du kannst gelassen abwarten, wann Dein Kind die ersten Versuche unternimmt. Du musst nichts forcieren. Beschäftige Dich viel mit Deinem Kind und gestehe ihm zu, dass es eine innere Weisheit hat und spürt, wann es bereit ist für die ersten Versuche, auf den eigenen Füßen zu stehen.