Du wünschst Dir, die wichtigste Zeit Deines Kindes hautnah mitzuerleben? Das kann ich sehr gut verstehen. Denn auch ich habe aus diesem Grund auf frühkindliche Fremdbetreuung verzichtet. Nichts bringt die ersten drei Lebensjahre Deines Kindes zurück und gleichzeitig ist diese Phase essenziell für die Entwicklung des Babys. Doch es kostet natürlich Geld, bis zum Kindergartenalter zu Hause zu bleiben. In diesem Beitrag beantworte ich Dir die Frage: 3 Jahre Elternzeit – wie finanzieren?
Themen des Beitrags
Welche rechtlichen Grundlagen gelten für die Elternzeit?
Du bist gerade Mutter oder Vater geworden und möchtest eine längere Zeit mit Deinem Kind verbringen? Dann ist die Elternzeit eine optimale Lösung für Dich.
Die Elternzeit ist ein gesetzlich verankertes Recht für Mütter und Väter in Deutschland. Sie ermöglicht es Dir, Dich in den ersten Lebensjahren Deines Kindes uneingeschränkt der Betreuung und Erziehung zu widmen. Gleichzeitig brauchst Du keine Angst zu haben, Deinen Job zu verlieren. Denn Dein Arbeitgeber ist während der Elternzeit verpflichtet, Deinen Arbeitsplatz zu erhalten und Deinen Arbeitsvertrag nach dem Ende der Elternzeit weiterzuführen.
Aber wie lange kannst Du eigentlich in Elternzeit gehen? Laut Gesetz hast Du als Mutter oder Vater Anspruch auf bis zu drei Jahre Elternzeit. Die Elternzeit kannst Du nehmen, bis Dein Kind das dritte Lebensjahr vollendet hat. Einen Teil davon kannst Du sogar nehmen, wenn Dein Kind schon über 3, aber noch keine 8 Jahre alt ist. Allerdings gibt es hier einige Einschränkungen:
- Wenn Du als Vater oder Partner in Elternzeit gehen möchtest, musst Du mindestens zwei Monate Elternzeit nehmen.
- Die restliche Zeit kann von Mutter oder Vater genommen werden.
Während der Elternzeit erhältst Du zwar kein Gehalt von Deinem Arbeitgeber, aber Du hast Anspruch auf Elterngeld. Dieses wird in der Regel für die ersten zwölf Monate nach der Geburt des Kindes gezahlt. Wenn Du Dich dafür entscheidest, länger als zwölf Monate in Elternzeit zu gehen, kannst Du Elterngeld Plus beantragen.
Es gibt jedoch auch einige Voraussetzungen, die Du erfüllen musst, um Elternzeit zu nehmen. So ist es etwa erforderlich, bei Deinem Arbeitgeber eine schriftliche Anmeldung der Elternzeit einzureichen und diese spätestens sieben Wochen vor dem gewünschten Beginn der Elternzeit abzugeben. Zudem musst Du während der Elternzeit bei Deinem Kind leben und es selbst betreuen und erziehen.
Wie Du Elternzeit beantragst, erklärt der Beitrag von Hanna ausführlich.
3 Jahre Elternzeit: Wie finanzieren?
Die Entscheidung für eine längere Elternzeit bedeutet für viele Familien eine finanzielle Herausforderung. Schließlich müssen während dieser Zeit nicht nur die Kosten für das Kind, sondern auch für den Lebensunterhalt gedeckt werden. Doch es gibt Möglichkeiten, 3 Jahre Elternzeit zu finanzieren.
Elterngeld
Eine wichtige finanzielle Unterstützung während der Elternzeit ist das Elterngeld. Es wird Dir für maximal 14 Monate gezahlt und beträgt mindestens 300 EUR und höchstens 1800 EUR pro Monat. Wie viel Elterngeld Du bekommst, hängt von Deinem Einkommen vor der Geburt Deines Kindes ab. Normalerweise bekommst Du 65% Deines vorherigen Nettoeinkommens für 12 Monate.
Bei Elterngeld Plus kannst Du das Elterngeld auf bis zu 28 Monate strecken und dabei sogar Teilzeit arbeiten gehen. Du darfst bei diesem Modell also Geld dazuverdienen, das allerdings angerechnet wird.
Voraussetzungen für den Bezug von Elterngeld Plus:
- Dein Kind wurde ab dem 1. Juli 2015 geboren oder adoptiert.
- Du lebst mit Deinem Kind in einem Haushalt sowie betreust und erziehst es selbst.
- Du hast einen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland.
- Du arbeitest während des Bezugs von Elterngeld Plus in Teilzeit mit maximal 30 Stunden pro Woche oder in flexiblen Arbeitszeitmodellen.
- Du verdienst in diesem Zeitraum nicht mehr als 50 % Deines vorherigen durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommens.
- Du beantragst das Elterngeld Plus innerhalb von 3 Monaten nach der Geburt oder der Adoption Deines Kindes.
Das Elterngeld Plus beträgt mindestens 150 und maximal 900 EUR.
Partnerschaftsbonus
Der Partnerschaftsbonus ist eine Erweiterung des Elterngeld Plus und ermöglicht es, dass beide Elternteile gleichzeitig in Teilzeit arbeiten. Mama und Papa können somit parallel für das Kind da sein.
Dabei müssen beide Elternteile mindestens vier aufeinanderfolgende Monate Elterngeld Plus beziehen und in diesem Zeitraum parallel zwischen 25 und 30 Stunden pro Woche arbeiten.
Ist dies der Fall, haben beide Anspruch auf den Partnerschaftsbonus, der insgesamt vier zusätzliche Monatszahlungen umfasst. Das Geld wird ausgezahlt, wenn beide Eltern im Anschluss an den Elterngeld-Plus-Bezug für mindestens zwei weitere Monate zwischen 25 und 30 Stunden arbeiten und sich die Versorgung des Kindes teilen.
Der Partnerschaftsbonus ist insbesondere für Eltern attraktiv, die sich die Betreuung des Kindes teilen möchten und beide berufstätig sind.
Durch die zusätzlichen Monatszahlungen wird die finanzielle Belastung in dieser Zeit reduziert. Außerdem ermöglicht dieses Modell, dass Du und Dein Partner gleichzeitig beruflich aktiv bleiben könnt. Dennoch seid Ihr für das Kind da.
Der Partnerschaftsbonus gilt als eine wichtige Unterstützung für eine gleichberechtigte Aufteilung der Betreuungsarbeit und für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Rücklagen
Vielleicht hast Du ein kleines Sparvermögen angehäuft. Das kannst Du selbstverständlich verwenden, um die 3 Jahre Elternzeit zu finanzieren.
Es gibt kaum etwas, das Eltern so wichtig wie die Zukunft des Kindes ist. Du kannst dafür in den Baby- und Kleinkindjahren ein gutes Fundament legen. Wenn Du also das Gefühl hast, dass Du gerne bis zum Kindergarten bei Deinem Nachwuchs zu Hause bleiben würdest, dann ist es völlig legitim, dafür an die Rücklagen zu gehen.
Arbeitslosengeld
Wenn Du vor der Geburt Deines Kindes erwerbslos warst, kannst Du unter bestimmten Voraussetzungen Arbeitslosengeld während der Elternzeit erhalten. Die Voraussetzungen für Arbeitslosengeld während der Elternzeit sind unter anderem:
- Du musst im Bemessungszeitraum für das Elterngeld zumindest anteilig erwerbstätig gewesen sein.
- Du musst während der Elternzeit dem Arbeitsmarkt mindestens 15 Stunden pro Woche zur Verfügung stehen.
Das Arbeitslosengeld mit dem Elterngeld verrechnet, wodurch sich die Höhe des Elterngeldes reduzieren kann.
Mutterschaftsgeld
Während der Mutterschutzfrist vor und nach der Geburt kannst Du Mutterschaftsgeld erhalten. Dieses beträgt maximal 13 EUR pro Kalendertag und wird für insgesamt 6 Wochen vor und 8 Wochen nach der Geburt gezahlt. Den Rest, der zu Deinem Einkommen fehlt, zahlt dann der Arbeitgeber als Arbeitgeberzuschuss, Du bekommst also Geld in Höhe Deines vorherigen Lohnes.
Kinderzuschlag
Der Kinderzuschlag ist eine finanzielle Unterstützung des Staates für Familien mit geringem Einkommen. Er ist für Familien gedacht, die mit ihren Einkünften zwar ihren Lebensunterhalt bestreiten können, aber finanzielle Schwierigkeiten haben, auch die Bedürfnisse ihrer Kinder zu finanzieren. Der Kinderzuschlag wird als monatliche Zahlung gewährt und soll dazu beitragen, dass Kinder aus finanziell benachteiligten Familien eine bessere Lebensgrundlage erhalten.
Der Kinderzuschlag wird individuell berechnet und berücksichtigt dabei das Einkommen und die Wohnkosten der Familie.
Entscheidend für die Bewilligung ist, dass das Einkommen der Familie zwar ausreicht, um den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten, aber nicht, um auch die Dinge der Kinder zu finanzieren. Hierzu zählen beispielsweise Kosten für Kleidung, Schulsachen oder Freizeitaktivitäten.
Der Kinderzuschlag beträgt seit 1. Januar 2023 insgesamt bis zu 250 Euro pro Monat und Kind. Wenn Du ihn erfolgreich beantragst, wird er in der Regel für sechs Monate bewilligt. Nach Ablauf dieser Zeit muss ein neuer Antrag gestellt werden. Dieser wird wieder individuell geprüft. Die Anträge können beim zuständigen Jobcenter oder Familienkasse eingereicht werden.
Sparmaßnahmen
Um die finanziellen Belastungen während der Elternzeit zu reduzieren, kannst Du auch Sparmaßnahmen ergreifen. Ein bewusster Umgang mit dem Geld und das Vermeiden von unnötigen Ausgaben helfen, während der Elternzeit finanziell über die Runden zu kommen.
Unterhaltsvorschuss
Ein Unterhaltsvorschuss ist eine finanzielle Unterstützung für alleinerziehende Elternteile, deren Unterhaltsanspruch nicht oder nur teilweise erfüllt wird. Das ist der Fall, wenn der andere Elternteil keinen oder nur unregelmäßigen Unterhalt für das Kind zahlt.
Der Unterhaltsvorschuss wird in der Regel bis zum 18. Lebensjahr des Kindes gezahlt und ist nach Alter des Kindes gestaffelt:
- Kinder bis zu 5 Jahren: 187 Euro monatlich,
- Kinder zwischen 6 Jahren und 11 Jahren: 252 Euro monatlich,
- Kinder ab 12 bis 17 Jahren: 338 Euro monatlich.
Das Geld wird direkt an den alleinerziehenden Elternteil ausgezahlt, um die Versorgung und den Unterhalt des Kindes zu unterstützen.
Der alleinerziehende Elternteil muss zusammen mit seinem Kind in Deutschland leben.
Wichtig zu beachten ist, dass der Unterhaltsvorschuss eine vorübergehende Unterstützung sein soll und nicht als Dauerlösung gedacht ist. Es ist daher wichtig, dass alleinerziehende Elternteile sich um eine möglichst schnelle Klärung der Unterhaltsverpflichtungen des anderen Elternteils bemühen, um langfristig für eine ausreichende finanzielle Versorgung des Kindes zu sorgen.
Kredit
Wenn das Geld trotz der zuvor erklärten Optionen nicht ausreicht, fragst Du Dich wahrscheinlich:”3 Jahre Elternzeit – wie finanzieren?”. Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, einen Kredit aufzunehmen?
Menschen finanzieren Fahrzeuge, Einrichtungsgegenstände und Häuser mit einem Kredit. Ich persönlich finde, dass die wichtigsten Jahre mit Deinem Kind ebenfalls kreditwürdig sind.
Einige Banken bieten spezielle Kredite für Eltern in Elternzeit an. Diese Kredite haben in der Regel eine längere Laufzeit und niedrigere Zinsen als herkömmliche Kredite. Die genauen Konditionen können jedoch von Bank zu Bank unterschiedlich sein. Du kannst unter Umständen auch einen Online-Kredit erhalten. Die Voraussetzungen und Konditionen sind von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Ein Vergleich ist deshalb wichtig.
Denk daran, dass ein Kredit immer eine finanzielle Verpflichtung darstellt und Rückzahlungen geleistet werden müssen. Daher sollten alle Aspekte der Kreditvereinbarung sorgfältig geprüft werden, einschließlich der Höhe der monatlichen Raten und der Gesamtkosten des Kredits. Gehe nur Verbindlichkeiten ein, die Du nach der Elternzeit mit Deinem Einkommen begleichen kannst.
Dazu ist es wichtig, vor der Aufnahme eines Kredits eine gründliche Finanzplanung durchzuführen, um sicherzustellen, dass die monatlichen Ratenzahlungen in das Budget passen. Sorge dafür, dass die finanzielle Belastung durch den Kredit nicht zu einer zusätzlichen Belastung, während der ohnehin schon herausfordernden Elternzeit führt.
Praktische Spartipps während der Elternzeit
Wenn Du in der Elternzeit sparsam mit Deinem Geld umgehst, reicht es für einen längeren Zeitraum. Aus diesem Grund habe ich Dir verschiedene Spartipps zusammengestellt.
- Budgetplanung: Erstelle einen Haushaltsplan und identifiziere die notwendigen Ausgaben wie Miete, Strom und Lebensmittel. Überprüfe Deine monatlichen Ausgaben regelmäßig und passe den Haushaltsplan gegebenenfalls an.
- Secondhand-Kleidung: Kinder wachsen schnell und benötigen oft neue Kleidung. Statt Klamotten in Boutiquen zu kaufen, ist es eine gute Idee, gebrauchte Kleidung zu besorgen. Es gibt viele Secondhand-Läden oder Online-Plattformen, wo Du Secondhand-Kleidung für Deine Kinder bekommst. Vielleicht hast Du auch Freundinnen mit älteren Kids, die gerne ihre zu kleinen Größen an Dich weitergeben?
- Kochen zu Hause: Essen gehen oder Imbisse kaufen kann schnell teuer werden. Versuche, zu Hause zu kochen und nimm das Essen mit, wenn Du etwas auswärts unternimmst. Das spart nicht nur Geld, sondern ist auch gesünder.
- Verhandeln: Überprüfe regelmäßig Deine laufenden Verträge wie Telefon- oder Versicherungsverträge und versuche, bessere Konditionen zu verhandeln oder wechsle gegebenenfalls den Anbieter.
- Öffentliche Verkehrsmittel nutzen: Wenn Du kein Auto besitzt, ist es oft günstiger, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen als ein Auto zu kaufen und zu unterhalten.
- Sparangebote wählen: Supermärkte, Discounter und Drogerien bieten oftmals spezielle Sparangebote für Familien an. Halte Ausschau nach diesen Angeboten und nutze sie, um Geld zu sparen.
- Bücher und Spielzeug ausleihen: Statt Bücher oder Spielzeug zu kaufen, nutze die Möglichkeit, sie auszuleihen. Es gibt viele Bibliotheken oder Spielzeugbibliotheken, wo Du Bücher oder Spielzeug ausleihen kannst.
Viele Eltern nutzen die Elternzeit, um mit ihren Kindern zu reisen. Je nachdem, welche Reiseziele dabei angesteuert werden, kann das Leben vor Ort wesentlich günstiger sein als in Deutschland.
Zudem kann das Eigenheim oder die Mietwohnung auch untervermietet werden – natürlich nur, wenn das erlaubt ist. Dadurch können die Familien einen Großteil der Kosten in Deutschland decken.
Aber denke daran, dass Leistungen wie das Elterngeld Plus an einen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland geknüpft sind. Prüfe bei einer längeren Reise ganz genau, ob Du dadurch möglicherweise Deine Ansprüche auf verschiedene Zahlungen verlierst.
Zusammenfassend sei gesagt, wenn Du es geschickt anstellst, kannst Du auch 3 Jahre Elternzeit finanzieren und diese wertvolle Zeit mit Deinem Baby bzw. Kleinkind in vollen Zügen genießen.